Beschreibung:
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Gattung/Art: Oligancistrus zuanoni "L 20" Chamon & Rapp Py-Daniel, 2014
Erstbeschreibung: Link zum paper und zum Thema im Forum
Synonyme: Graugefleckter Segelflossenharnischwels, L 20, Spectracanthicus zuanoni
Herkunft: Rio Xingú, Pará, Brasilien (Altamira)
Vorgestellt: DATZ 3/1989
Die Original-Vorstellung dieses Welses in der Fachzeitschrift Datz als PDF.
Harnischwelse aus dem Rio Xingú (L 10 – L 20)
L 351 - L 354 Weitere Harnischwelse aus Peru und Brasilien
Größe: 10 - 12 cm
Wasserwerte:
T: 26 - 30 °C
pH: 5,5 - 7,5
KH: 0 - 5 °dH
GH: 0 - 20 °dH
Empfohlene Beckengröße: ab 100 cm
Dieses Tier aus dem Unterlauf des Rio Xingú wurde oberhalb von Altamira gefangen.
Geschlechtsunterschiede: Eindeutige Unterschiede sind bei jungen Welsen nicht erkennbar.
Bei älteren und damit geschlechtsreifen L 20 ist eine Unterscheidung anhand der Körperproportionen
durchaus möglich. Adulte Männchen der Oligancistrus zuanoni "L 20" haben im Vergleich verlängerte
Odontoden am Kiemendeckel und auf dem ersten Brustflossenstrahl.
Hier ist ein Oligancistrus zuanoni "L 20" Weibchen zu sehen. Die geschlechtsreifen Weibchen
haben eine breiter Bauchpartie. Die Bauchseite des Oligancistrus zuanoni "L 20" ist nackt und nicht bepanzert. Eine Musterung ist beim Oligancistrus sp. "L20" ebensowenig erkennbar.
Durch einen Klick auf das Bild erhält man eine größere Ansicht des Oligancistrus zuanoni "L 20".
Sozialverhalten: Scheue, gut verträgliche Art. Für Gesellschaftsbecken durchaus gut geeignet.
Hier sieht man die kürzeren Odontoden eines Weibchens vom Oligancistrus zuanoni "L 20".
Durch einen Klick auf das Bild erhält man eine größere Ansicht des Oligancistrus zuanoni "L 20".
Beckeneinrichtung: Das Becken kann schon ab 100 cm für eine kleine Gruppe ausreichen.
Bei größeren Gruppen oder zusätzlichen Welsen sollte ein dementsprechend größeres Becken gewählt werden.
Junge Tiere sind in der Regel natürlich scheuer. Wenn sie sich sicher fühlen, sind sie auch tagsüber häufig
im Becken zu sehen, gerade wenn das Becken schummeriger gestaltet ist.
Wurzelansammlungen sollten nicht bei der Einrichtung fehlen. Sie werden gerne bearbeitet und
natürlich auch als Versteck genutzt. Zur Revierabgrenzung bei größeren Gruppe sind Wurzeln und
Steinaufbauten immer gut geeignet. Nähere Informationen zum Thema Wurzeln findet ihr hier.
Pflanzen werden bei guter Fütterung in der Regel kaum behelligt.
Näheres über Pflanzen in Welsbecken hier.
Das Diskussionsforum zum Thema Beckeinrichtung findet ihr hier.
Der Kopf des L 20 Weibchens wirkt im Vergleich schmaler als beim Männchen.
Haltung: Die Welse können in Gesellschaftsbecken mit anderen friedlichen Fischen gut gepflegt werden.
Sie zeigen keinerlei innerartliche Aggressivität und sollten daher auch in einer Gruppe gehalten werden.
Auch gegenüber anderen Welsarten wie Ancistren oder Hypancistren konnte keine Aggressivität beobachtet werden. Ebenfalls mit kleineren freischwimmenden Arten wie Guppys gab es keine Probleme.
Die Tiere sind tagsüber recht scheu und sitzen, wenn sie ihre Röhre verlassen, meistens in Fluchtstellung vor dem Eingang. Bei der kleinsten Bewegung vor dem Becken schießen sie panikartig in ihre Höhlen.
Mit verschiedensten Frostfuttersorten und Futtertabletten ist er in der Ernährung ein einfacher Pflegling.
Bei den Wasserwerten stellt er keine großen Ansprüche und ist daher doch ein hübscher Wels, auch für den nicht so spezialisierten Aquarianer. Das Wasser sollte weich bis mittelhart sein.
Eine gute Sauerstoffversorgung ist für diese Harnischwelse Pflicht.
In der Natur sind sie in kleinen Lavagesteinhöhlen im Strömungsbereich des Flusses zu finden.
Daher sollte bei der Aquarienhaltung ein Durchlüfterstein oder ein Diffusor verwendet werden.
Der Oligancistrus zuanoni "L 20" gehört zu den Allesfressern.
Links ist die reduzierte und verlängerte Oberkieferbezahnung zu sehen,
während rechts die kleineren und auch zahlreicheren Unterkieferzähne zu betrachten sind.
Das Diskussionsforum zum Thema Welsfutter findet ihr hier.
Sonstiges: Der L 19 kommt aus dem gleichen Habitat und wird gelegentlich zusammen importiert, da er von der Musterung ähnlich ist.
Es sind sehr scheue Vertreter unter den Harnischwelsen. Sie reagieren sehr schreckhaft und sind immer
bedacht sich im Dunkeln zu verstecken. Darüber gab es auch schon in der Erstbeschreibung dieser Welse in
der Zeitschrift DATZ einige Beschreibungen.
Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal, dass es sich um einen L 20 handelt und nicht um
einen L 19 ist die Membran, die eine Verbindung zwischen Rücken- und Fettflosse (Adipose) darstellt.
Teilweise sind bei Importen aus dem Rio Xingú beide Arten miteinander vermischt, da sie sich von
der Färbung und Musterung her sehr ähnlich sind. Die Bilder des Oligancistrus zuanoni "L 20" können
durch Anklicken vergrößert werden. So sind Feinheiten besser zu erkennen.
Die Oligancistrus zuanoni "L 20" haben 7 Weichstrahlen in der Rückenflosse (Dorsale).
Der erste Strahl in der Rückenflosse (Dorsale) wird als Hartstrahl (Dorsalstrahl) bezeichnet und
weist einen leichten Odontodenbewuchs auf.
Die Weichstrahlen spalten sich im letzten Drittel in der Rückenflosse zweimal auf.
Die Rückenflosse (Dorsale) ist am letzten Strahl durch eine Membran mit dem Rücken verbunden.
Die Fettflosse (Adipose) ist ebenfalls mit der Rückenflosse (Dorsale) verbunden.
Zwischen den beiden Hartstrahlen (Caudalstrahlen) der Schwanzflosse (Caudale) eines
Oligancistrus sp. "L20" sind in der Regel 14 Weichstrahlen zu zählen, die sich wiederum aufspalten.
Die Bilder des Oligancistrus zuanoni "L 20" können durch Anklicken vergrößert werden.
So sind Feinheiten besser zu erkennen.
Zucht: Erfreulich ist auch, dass die Oligancistrus zuanoni "L 20" inzwischen ebenfalls mehrfach nachgezogen wurden.
Wie auch bei anderen Harnischwelsen dieser Gattung handelt es sich um Höhlenbrüter, wobei die Männchen das
Gelege bewachen und auch pflegen.
Das Wasser sollte eher weich sein, GH: 0 - 10°dH bei der Zucht. Die Temperatur bei den bisherigen Nachzuchten lag um die 27 - 30°C, bei einem pH-Wert leicht im sauren Bereich.
Nach etwa einer Woche schlüpfen die Jungen aus den recht großen Eiern.
Die Gelegegröße richtet sich nach der Größe des Weibchens. Junge Weibchen haben etwa 12 bis 15 Eier, während
adulte Tiere schon 20 - 25 haben können.
Die Aufzucht wird am besten separat gemacht, in einem extra Becken oder einem Einhängekasten („Gerdkasten“, "Jostkasten".
So ist eine gezielte Ernährung der Jungfische bei der Aufzucht gewährleistet.
Um den Stress unter den Jungwelsen zu minimieren, sollte man viele kleine Röhren als
Verstecke im Aufzuchtbehälter platzieren. So haben die Jungtiere einen Unterschlupf,
in dem sie sich sicher fühlen. Bei Rangeleien unter den Jungwelsen stehen immer zwei Ausgänge
zur Verfügung. Das senkt den Stress und erhöht dadurch die Wachstumsgeschwindigkeit der Welse.
Ebenso ist eine niedrige Wasserbelastung gut für ein schnelles Wachstum der Tiere.
Als Jungfischfutter haben sich entkapselte Artemia-Eier sehr gut bewährt. Sie sollten aber vor der Verfütterung erst mal
aufquellen, damit sie dies nicht später im Magen der Jungfische tun.
Kleinere Frostfuttersorten wie zum Beispiel Cyclops oder Moina werden gern angenommen.
Aber auch die handelsüblichen Trockenfuttersorten werden schon frühzeitig gefressen.
Das Wachstum ist bei einer reinen Trockenfutterfütterung meist sichtbar langsamer.
Sera Viformo und O-Nip zerfallen recht fein und sind dadurch gut geeignet für Jungtiere.
Nachzucht bei User olepaulsen.
Ein Oligancistrus zuanoni "L 20" Wildfang aus dem Rio Xingú. Diese Welse sind in den strömungsreicheren
Stellen des Flusses zu finden, meist in ein bis zwei Metern Tiefe.
Importsituation: Diese Harnischwelse dürfen aus Brasilien exportiert werden.
Die brasilianische Regierung regelt ihre Exporte von Zierfischen über eine Positivliste. Diese wird von der IBAMA herausgegeben.
Es dürfen nur Zierfische exportiert werden, die auf der Liste geführt werden.
Bei einigen Arten, die unter verschiedenen Bezeichnungen gehandelt werden, sind die Farbvarianten oder
Fundortvarianten von der IBAMA nicht extra aufgeführt worden.
So kommt es auch vor, dass nicht extra aufgeführte Arten gehandelt werden, da sie als eine Variante einer beschriebenen Art gelten. Hierbei sind aber die Grenzen leicht schwammig.
Bei schweren Verstößen gegen die Exportvorschriften hat die brasilianische Regierung schon hohe Geldstrafen und auch Gefängnisstrafen verhängt.
Daher sind in den letzten Jahren die Exporte aus Brasilien stark zurückgegangen.
Neue Arten, die bei Aquarianern weltweit immer sehr begehrt waren, sind aus Brasilien eher nicht mehr zu erwarten. Hier haben sich in den letzten Jahren andere südamerikanische Länder hervorgetan.
Handel: Die Oligancistrus zuanoni "L 20" sind im Aquaristikhandel immer mal wieder mit etwas Suche zu finden.
Da sie eher selten in den für den Anfänger und Stubenbeckenaquarianer bestückten Läden zu finden sind, sollte
man am besten die Suche im Internet betreiben, wo auch viel spezialisiertere Händler überregional ihre Welse
anbieten. Nachzuchten dieser Welse sind sehr selten bis gar nicht im Handel zu finden.
Diese werden meist privat weitergegeben, da es noch nicht zu großen Stückzahlen kam.
Die Bilder des Oligancistrus zuanoni "L 20" können durch Anklicken vergrößert werden.
So sind Feinheiten besser zu erkennen.
Fundort: Die Oligancistrus zuanoni "L 20" kommen aus dem Rio Xingú, einem der großen südlichen
Zuflüsse des Amazonas, der teilweise einen Kilometer breit ist. Der Rio Xingú ist ein recht warmer Fluss. Es wurden bei verschiedenen Reisen Temperaturen von 32°C und mehr gemessen.
Der Bodengrund besteht aus dunklen vulkanischen Gesteinsarten mit vielen Spalten und Versteckmöglichkeiten.
Der Rio Xingú ist trotz seiner Größe schlecht für Schiffe befahrbar, gerade wegen der unzähligen Stromschnellen.
Diese Harnischwelse kommen nur im Rio Xingú und dessen Zuflüssen vor.
Das Diskussionsforum zum Thema Fundort und Herkunft findet ihr hier.
Der Rio Xingu ist einer der großen Zuflüsse des Amazonas.
Er kommt aus dem südlichen Tiefland des Amazonas-Unterlaufs.
Er ist fast 2000 Kilometer lang.
Altamira, eine aquaristisch bekannte Stadt, ist an seinem Flusslauf zu finden.
Gerade für Welsliebhaber ist der Rio Xingu ein absolutes Highlight.
Ein besonderes Problem für die Zukunft ist ein Mega-Staudamm-Projekt der brasilianischen Regierung.
Für die nötige Stromversorgung des brasilianischen Staates wird der Rio Xingú zu einem Stausee
für die Stromgewinnung. Mit mehreren Staustufen wird der zur Zeit noch stark fließende Fluss zu einem
eher ruhigen See angestaut. Da der Rio Xingú zu einem Stausee umgebaut wird, ist nicht voraussehbar,
was mit den hier lebenden Welsarten passieren wird.
Hier eine Karte, wie die Stauseen nach der jetzigen Planung wohl entstehen werden.
Wenn man sich Deutschland als Größenvergleich ansieht, wird das Ausmaß dieses Bauprojektes deutlich.
Da die Aufstauung auf den Sauerstoffgehalt des Gewässers einen gravierenden Einfluss hat, sind die Folgen gerade für die sauerstoffliebenden Arten wie die Harnischwelse höchstwahrscheinlich katastrophal.
Ein zu geringer Sauerstoffgehalt im Wasser wird aller Wahrscheinlichkeit nach zum Tod der Welse führen.
Zum Beispiel liegen die bisher einzig bekannten Fundorte des Hypancistrus zebra „L 46“ alle in der sogenannten
Xingú-Schleife. Nach Angaben der Staudammplaner soll diese zur Trockenzeit weitestgehend auch
trocken gelegt werden, wobei das Wasser über zwei riesige Rohre von Altamira aus direkt in Richtung
Belo Monte geleitet wird, zu den Turbinen.
Da die meisten Welse auf Dauer eher schlecht auf dem Trockenen überleben, sehe ich kaum eine
Zukunft für den Hypancistrus zebra in seinen bisherigen Biotopen.
Direkt bei der Ortschaft Belo Monte ist das Herzstück des Staudammprojektes geplant.
Dies ist leider auch der Lebensraum der L 400. Ob vielleicht noch Populationen dieses Welses nach den Bauarbeiten und der Wasserbelastung in den ersten Jahren überleben können, ist nur mit „kaum möglich“ zu bezeichnen. Die verfaulenden Regenwaldgebiete, die dauerhaft überschwemmt werden, verursachen wohl eine so große Belastung des Wassers, dass es für die standorttreuen Welse kaum eine Hoffnung gibt.
Andere Fische wie zum Beispiel Salmler oder Barsche können mit etwas Glück durch eine Abwanderung in die Oberläufe der Zuflüsse vielleicht weiter existieren.
Nach den neuesten Nachrichten ist das gesamte Genehmigungsverfahren für dieses Megaprojekt abgeschlossen,
so dass mit dem Bau endgültig begonnen wird.
https://www.amazonas-magazin.de/AMAZ...nt.1873.0.html
Mega-Staudamm-Projekt
Mega-Staudamm-Projekt
Staatliches Zuchtprogramm: hier.
Das Diskussionsforum zum Thema Welszucht findet ihr hier.
Die Bilder des Oligancistrus zuanoni "L 20" können durch Anklicken vergrößert werden.
So sind Feinheiten besser zu erkennen.
Ähnliche Welse: Oligancistrus sp. "L 354"
Weitere Informationen zu Oligancistrus zuanoni "L 20":
Auge von Oligancistrus zuanoni "L 20". Das Auge ist mit einem kleinen Irislappen bedeckt.
Die Bilder des Oligancistrus zuanoni "L 20" können durch Anklicken vergrößert werden.
So sind Feinheiten besser zu erkennen.
Autor: Ralf Heidemann (Fischray)
Wir bedanken uns für die Bilder von Oligancistrus zuanoni "L 20" bei André Werner und der Fa. Transfish , Ralf Heidemann (Fischray), Michael Berg, bei Daniel Matthäus (www.goslinea.com), Erlend D Bertelsen und Amazon-Aquatics.
Wer Informationen hat bezüglich Oligancistrus zuanoni "L 20", die noch nicht
berücksichtigt wurden, kann sie gleich als Antwort unter diesen Datenbankeintrag setzen.
Bei der nächsten Bearbeitung dieses Eintrags wird dieses dann berücksichtigt.
Wir sind immer daran interessiert, gutes Bildmaterial für die Datenbank zu sammeln. Wer
diesbezüglich eigene Aufnahmen für die Datenbank hat und diese zur Verfügung stellt,
kann dies hier tun.
Hier habe ich mal ein Foto von einem meiner Oligancistrus zuanoni "L 20" gemacht.
Sie sind zwar nicht so spektakulär vom Aussehen her wie manche anderen Vertreter aus dem gleichen Fluss,
aber auf jeden Fall sehr interessante Tiere.
Mit den Oligancistrus zuanoni "L 20" haben wir eine weitere Harnischwelsart aus dem Rio Xingú.
Das auffälligste bei dieser Gatung ist die Membran, die eine Verbindung zwischen Rücken- und Fettflosse (Adipose) darstellt.
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