Beschreibung:
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Zuchtbericht: Hypancistrus debilittera ( "L129" )
Armbruster, JW, NK Lujan & DC Taphorn, 2007
"Kolumbianischer Zebrawels"
Technische Daten / Wasserwerte:
60cm Standardbecken 54L
Eckmattenfilter 600cm², Tauchkreiselpumpe 360l/h
Schwache Beleuchtung mit einer 5 W Sparlampe
pH: 6,5 – 7 , KH: 3° dH, GH: 8° dH, Leitfähigkeit: 395 µS/cm, T: 27° C
Beckeneinrichtung:
Die Einrichtung bestand aus zahlreichen Schieferplatten und einseitig offenen Tonröhren, mit einem Durchmesser von 3 - 3,5 cm und einer Länge von 10 –12 cm. Als Bodengrund wurde eine dünne Schicht Sand eingebracht und zuletzt ein Büschel schnellwüchsiger Wasserfreund.
Späteres Zuchtbecken
Die Tiere/ Die Story:
Im Mai 2006 kaufte ich eine kleine Gruppe Hypancistrus debilittera ( "L129" ) WF, sie waren 5-6,5cm groß und ich ging davon aus, dass es sich um halbwüchsige Tiere handelte. Also brachte ich sie vorerst in dem oben beschriebenen 60cm Aquarium unter, um sie dort weiter aufzuziehen. Die Tiere waren recht scheu und hielten sich zwischen den Schieferplatten auf, doch nach einiger Zeit besetzten die vermutlichen 2 – 3 Männchen die Höhlen. Es handelt sich grundsätzlich um eine sehr friedliche Art, aber dann beobachtete ich, dass es kleine Rangeleien an den Höhlen gab oder sogar mal zwei in einer Höhle saßen. Beim Kontrollieren konnte ich aber kein Gelege oder dergleichen sehen: „Naja , die waren ja noch viel zu klein“. Eines Abends Anfang August leuchtete ich die Höhlen ab um die neue Taschenlampe auszuprobieren,“ was war das?“, hinter einem Männchen tief in der Höhle bewegte sich etwas, eine Larve mit halb auf gezerrtem Dottersack, “ das gibt’s doch nicht“ dachte ich und wollte ein letztes Mal alles in Augenschein nehmen, dabei durfte ich dann feststellen, dass in der Nebenhöhle ebenfalls Full House war, zwei Gelege von fast gleichem Entwicklungsstand.
Kurz vor dem Freischwimmen überführte ich die Larven in einen kleinen selbst geklebten Einhängekasten. Der Kasten verfügte über einen Frischwasserzulauf aus dem Filter und einen Sprudelstein, als weitere Ausstattung befand sich ein Seemandelbaumblatt in ihm.
Männchen im Fotobecken, sichtlich verunsichert
Hier schaut gerade ein Weibchen vorbei
Geschlechtsunterschiede:
Die Männchen sind vorallem an den deutlich verdickten ersten Brustflossenstrahl, der wie auch der Körper mit zahlreichen Odontoden besetz ist zu erkennen, die Weibchen sind dort nur wenig bestachelt, ihre Körperform ist runder und der Bauch meist durch einen Laichansatz verdickt.
Ein Männchen mit stark ausgeprägten Odontoden
Futter:
Adulte Tiere nehmen die gängigen Frostfuttersorten wie Mückenlarven, Wasserflöhe, Mysis, Garnelenfleisch, fein gehacktes Muschelfleisch, Artemia etc.. Von der Verfütterung von Bachflohkrebsen ist abzuraten da diese recht groß und hartschalig sind. Für die Versorgung mit pflanzlichem Futter und zur Ergänzung mit Mineralien und Vitaminen reiche man am besten Futtertabletten mit Spirulinaanteil. Gemüse selbst wurde bei mir nicht gefressen.
Fortpflanzung und Aufzucht:
Zur Fortpflanzung ist kein spezielles Wasser erforderlich. Es sollte aber schon einen neutralen bis leicht sauren PH-Wert von ca. 6,5 – 7 aufweisen. Die Balz beginnt mit umher schwimmen vor den Höhlen. Das Weibchen schaut nach, das Männchen verlässt die Höhle folgt dem fliehenden Weibchen, irgendwann schlüpft das Weibchen in die Höhle und er mit eifrigem Wedeln hinterher. In der Höhle kommt es dann früher oder später zur Eiablage und Befruchtung von ca. 10 –15 gelblich blassen Eiern (selten bis zu 20). Es kann sein, dass das Weibchen die Höhle nach wenigen Stunden oder auch erst nach zwei Tagen verlässt. Meistens sieht es dann etwas mitgenommen aus, eingerissene Flossen, blasse Stellen an den Flanken sind keine Seltenheit, verheilen aber in der Regel problemlos.
Das Männchen bewacht für 7 Tage die 3,5 - 4mm großen Eier bis dann die Larven schlüpfen, während dessen fächelt es ständig Frischwasser in die Höhle und verlässt diese in der Regel nicht. Nach weiteren 6-7 Tagen haben die Larven den Dottersack aufgezerrt und fangen an die Höhle als kleine Welse zu erkunden.
L129 Larve kurz nach dem Schlupf
Einige Tage alte Larven
Überwiegend schüttel ich aber die Larven 1-2 Tage vor dem Freischwimmen aus der Höhle in einen schattierten Einhängekasten, der mit einem Frischwasserzulauf und Luftsprudelstein sowie einem viertel Seemandelbaumblatt ausgestattet ist. Die Larven drängen sich dann in eine Ecke, jeder ist bemüht der Unterste zu sein, ein richtiges Gewusel. In dem Augenblick wo sich die Jungen aus der Ecke lösen und das erste mal auf Futtersuche gehen sind sie freischwimmend und müssen mit Futter versorgt werden. Dies passiert meist in den Abenddämmerung, wenn man es nicht mitbekommt wird man eines Morgens ihre Ecke verwiesen und die jungen Welse unter dem Seemandelbaumblatt wieder finden. Als Futter für die Jungfische eignen sich frisch geschlüpfte Artemia, geschälte Artemiaeier, evt. Flüssigfutter, Spirulinapulver und zerrbrochene Futtertabletten. Da die Jungen sehr scheu sind und versteckt unter ihrem Blatt leben schiebe ich dort tagsüber mehrmals kleine Rationen Futtertabletten unter. Die anderen Futterarten gibt’s dann am Abend und zur Nacht, da dann die Welse das ganze Becken absuchen und auch diese flüchtige Nahrung aufnehmen. Je nach Wachstum können die Jungwelse dann ab ca. der 3. Woche schon zusätzlich Cyclop Eeze und später gefrorene Cyclops, Bosmiden, rotes Plankton und Loobstereier erhalten. Ausserdem fressen die Kleinen ziemlich eifrig an dem Seemandelbaumblatt so das es öfters gegen ein neues Blattstück ausgetauscht werden muß. Aus den Einhängekästen wird 1-2 mal täglich Kot und Futterreste abgesaugt, ggf. muss vor allem in den ersten Wochen ein sich bildender Bakterienbelag mit einem Pinsel entfernt werden.
Wachstum im Durchschnitt:
Freischimmen ca 8 mm
4 Wochen 15-18mm
8 Wochen 23-26mm
12 Wochen 29-32mm
16 Wochen 35-38mm
20 Wochen 39-42mm
Ab einer Größe von 20-25mm überführe ich die kleinen Welse in ein 25 Liter Aquarium, das mit Wasser des Elternbeckens gefüllt und eingelaufen ist. Zur Ausstattung gehört ein Eckmattenfilter, Luftsprudelstein und eine aus Schieferplatten geklebte Höhle in dessen Decke zur Fütterung am Tag ein Loch gebohrt ist.
Die Aufzucht der jungen Hypancistrus debilittera ( "L129" ) bereitet keine weiteren Schwierigkeiten wenn auf sauberes Wasser und Becken geachtet und regelmäßig gefüttert wird. Die Larven und Jungfische sind sogar recht robust und stressresistent. Bei Abgabe der Zuchtgruppe wurde unglücklicherweise eine Höhle mit Larven transportiert und in ein anderes Wasser gebracht, die meisten der Larven überlebten Abkühlung, Transport und Umgewöhnung.
Autor: Doc (drbluemoon)
L-Welse.com bedankt sich für das Bild 2, 4, 5, 6, 7, 8 und 10 bei Andreas Helmenstein (Wusel), für Bild 1, 3 und 9 bei Doc (drbluemoon)
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