Geschlechtsunterschiede: Wie bei
Pseudacanthicus-Arten üblich, haben die Männchen, im Vergleich zu den Weibchen, einen deutlich breiteren Kopf. Der Kopf wirkt deutlich wuchtiger und bulliger. Die breiteste Körperstelle der Männchen ist der Kopf im Bereich der Augen. Bei den Weibchen hingegen ist der Bauch die breiteste Körperstelle, was besonders gut bei vorhandenem Laichansatz zu erkennen ist. Zudem ist der Kopf der Männchen voluminöser und stumpfer als der der Weibchen, deren Kopf eher schlank wirkt und nach vorne hin spitzer zuläuft.
All diese Merkmale sind besonders gut im direkten Vergleich zweier Tiere zu erkennen.
Aussagen, dass man die Geschlechter anhand der Färbung der Tiere ausmachen kann, haben sich als nicht haltbar erwiesen.
Dorsalansicht von einem Männchen und die Geschlechter im Vergleich: oben ein Weibchen, unten das Männchen.
Sozialverhalten: Die Tiere dieser Art sind, gegenüber anderen Zierfischen, absolut friedliche Zeitgenossen. Dabei sind gerade Jungtiere sehr verträglich. Mit zunehmender Größe wird die Art jedoch territorial. Besonders innerartlich bzw. Gattungsintern kann es dann zu ruppigen Auseinandersetzungen, um die begehrtesten Versteckplätze und Reviere kommen. Aber auch gegen andere große Harnischwelse kann ein Revier aggressiv verteidigt werden. Kleinere Welsarten werden dagegen nicht als Konkurrenz wahrgenommen und geduldet.
Tagsüber sind diese
Pseudacanthicus eher scheu. Sie halten sich in ihren Verstecken im Dunklen auf. Allerdings lassen sie sich bei Futtergaben bereitwillig aus ihrem Verstecken locken und fressen dann auch im Hellen und unter Beobachtung gierig. Generell ist die aktive Zeit der Art aber nachts, wenn sie auf Nahrungssuche durch das Aquarium zieht.
Im Becken randaliert die Art nicht, wenngleich kräftige Flossenschläge, z. B. bei der Reinigung des Höhleneingangs, den Bodengrund ungestalten und leider auch Pflanzen ausgraben können.
Alles in allem handelt es sich bei
Pseudacanthicus sp. "L 65" aber um sehr ruhige und verträgliche Vertreter ihrer Gattung.
2 Männchen (links und rechts) und ein Jungtier. Bilder vergrößern sich beim anklicken.
Beckeneinrichtung: Das Becken sollte mit größeren Stein-, Holz- und/oder Wurzel-Aufbauten dekoriert sein, da die Tiere überwiegend versteckt leben. Ebenso dürfen Höhlen, auch als Brutplatz, in entsprechender Größe nicht fehlen.
Nähere Informationen zum Thema Wurzeln findet Ihr hier.
Bei der Haltung mehrerer Tiere sollte, aufgrund des territorialen Verhaltens der Tiere, auf entsprechende Rückzugsgebiete und Strukturierung mit Sichtbarrieren geachtet werden. Durch viele Verstecke und Ausweichmöglichkeiten können sich die Tiere aus dem Weg gehen, was für eine dauerhaft erfolgreiche Gruppenhaltung zwingend nötig ist.
Sand als Bodengrund, ist nicht zwingend erforderlich, doch
Pseudacanthicus sp. "L 65" wedelt gerne die Höhlen und deren Eingänge sauber und 'gräbt' sich so kleine Mulden vor die Röhren. Sonst wühlt die Art nicht aktiv. Dennoch ist eine robuste und welssichere Einrichtung zu empfehlen. Pflanzen können im Becken vorhanden sein, was aber nicht notwendig ist. Pflanzen, die die hohen Temperaturansprüche der Tiere teilen, sind jedenfalls von Nöten, was die Auswahl stark einschränkt.
Näheres über Pflanzen in Welsbecken findet Ihr hier.
Das Diskussionsforum zum Thema Beckeneinrichtung findet Ihr hier.
Haltung: Nachdem bei der Herkunft dieser Welse erst vom Rio Negro oder Rio Tocantins die Rede war, scheint es nun so zu sein, dass sie eher aus dem Rio Manacapuru, einem Nebenfluss vom Rio Negro, stammen.
In seinen Haltungsansprüchen unterscheidet sich
Pseudacanthicus sp. "L 65" nicht von anderen Kaktuswelsen. Zwar bleibt die Art im Vergleich innerhalb der Gattung eher klein, dennoch sind diese Kaktuswelse robuste und einfach zu pflegende Tiere, welche mit den verschiedensten Wasserwerten zurecht kommen. Eine Haltung in eigentlich jeglichem Leitungswasser ist problemlos möglich. Lediglich der Sauerstoff- und Wärmebedarf der Tiere sollte erfüllt werden.
Für kleine Gruppen von drei bis vier Tieren ist ein 120 cm Becken durchaus noch als ausreichend zu bezeichnen. Bei größeren Gruppen sollte jedoch auch die Beckengröße entsprechend gesteigert werden. Wichtig bei einer Gruppenhaltung sind, wie bereits erwähnt, ausreichend große und strukturierte Becken, die etliche Rückzugsgebiete und Versteckmöglichkeiten bieten. Zudem sollte auf eine starke und ausreichende Filterung geachtet werden, da, wie bei den meisten Welsen, der Stoffwechsel der Tiere sehr stark ist und somit Unmengen an Stoffwechselabfallprodukten entstehen.
Pseudacanthicus sp. "L 65" ernährt sich, wie die anderen Vertreter der Gattung auch, carnivor. Dabei sind die Tiere in ihrer Futterakzeptanz nicht wählerisch. Gefressen wird nahezu alles. Flockenfutter, Futtertabletten, Granulat, Frostfutter und Lebendfutter in jeglicher Variation wird angenommen. Auch pflanzliche Nahrung wird nicht generell verschmäht und so werden z. B. Zucchini und Kohlrabiblätter gerne vertilgt. Dennoch muss man festhalten, dass die Tiere, wie Menschen auch, Vorlieben haben. Deshalb sollte der Halter seinen Tieren vieles anbieten. Der Geschmack des jeweiligen Tieres wird sich dann schnell erkennen lassen.
Zusammenfassend muss man also sagen, dass diese Kaktuswelse nicht sonderlich schwer zu pflegen sind. Man kann sie daher sicher als Anfängerfisch deklarieren.
Sonstiges: Die Jungfische von
Pseudacanthicus sp. "L 65" haben ein sehr auffälliges und kontrastreiches Fleckenmuster, welches stark an andere Arten der Gattung erinnert. Die sehr unterschiedliche Fleckenmusterung der Welse verändert sich während des Wachstums der Fische extrem. Bei juvenilen Tieren sind die Flecken rund und, im Verhältnis zum Wels, auffallend groß. Je größer das Tier wird, desto gleichmäßiger erscheint die Musterung. Zudem werden die Flecken im Verhältnis zum Tier kleiner und verändern sich auch in der Form. Bei ausgewachsenen Tieren verschwimmen die ehemaligen Punkte zu einer Musterung mit Flecken, Strichen und Punkten oder verschwinden gar fast vollständig.
Das Erscheinungsbild juveniler Tiere ähnelt gerade gleichgroßen
Pseudacanthicus sp. "Alenquer". So kommt es leicht zu Verwechslungen, was den Import von
Pseudacanthicus sp. "Alenquer", als Beifang von
Pseudacanthicus sp. "L 65", überhaupt erst zu Stande kommen lässt.

Generell bekommen ausgewachsene Tiere dieser Art einen sehr wuchtigen Kopf im Verhältnis zur Körpergröße.
Das Diskussionsforum zum Thema Welsfutter findet Ihr hier.
Das Diskussionsforum zum Thema L-Welse findet Ihr hier.
Zucht: Pseudacanthicus sp. "L 65" ist der wohl am häufigsten vermehrte Kaktuswels. Die Zucht ist, unter anderem bei Sprenger und Seidel, folglich schon mehrfach gelungen. Voraussetzung ist ein mit mehreren Wurzeln, Schieferplatten und besonders ausreichend vielen Laichhöhlen eingerichtetes Becken. Die Temperatur sollte um die 30 °C betragen, wobei die Wasserwerte keine übergeordnete Rolle spielen. Mittelhartes Wasser ist völlig ausreichend. Strömung spielte bei bisherigen Nachzuchterfolgen auch keine Rolle. Unumgänglich hingegen ist sicher eine sehr gute Filterung und häufige, regelmäßige und große Wasserwechsel. Eine Temperatursenkung beim Wasserwechsel um ca. 4° C soll stimulierend wirken. Gleiches gilt für eine Einzelhaltung der Zuchttiere vor dem gezielten Ansetzen und ein wiederholter Wasserwechsel, was bei anderen
Pseudacanthicus sehr erfolgreich gewesen zu sein scheint.
Das Paarungsritual der Art kann recht ruppig sein. Besonders das Männchen kann etliche Schrammen davontragen, welche aber auch schnell wieder verheilen. Generell sollte sich ein Halter von
Pseudacanthicus keine allzu großen Sorgen um Paarungsverletzungen machen. Die Tiere haben eine schnelle Wundheilung und Abschürfungen nach der Paarung sind im Regelfall harmlos. Trotzdem empfiehlt sich ein kontrollierender genauer Blick.
Beim Ablaichen bringt ein Weibchen Gelege mit bis zu 140 Eiern hervor. Die Tiere sind, wie die meisten anderen Harnischwelse auch, Höhlenbrüter. Die Gelege werden vom Männchen betreut und bewacht. Die Aufzucht der Jungtiere gestaltet sich relativ einfach. Die Temperatur sollte rund 28 °C betragen, wobei sich auch hier mittelhartes Wasser als ausreichend herausgestellt hat. Dazu empfiehlt sich eine sehr gute Wasserqualität durch häufigen Wasserwechsel.
Die Larven schlüpfen, je nach Wassertemperatur, noch innerhalb einer Woche. Danach zehren die Larven noch weitere zehn bis zwölf Tage von Ihrem Dottersack, bevor der Vater die Brutpflege aufgibt und die Jungwelse auf sich selbst gestellt sind. Die Färbung der Jungtiere setzt noch im Larvenstadium ein und prägt sich dann schnell aus.
Insgesamt empfiehlt sich der Einsatz eines EHKs. So kann eine gezielte Fütterung gewährleistet werden. Diese kann, von Beginn der Nahrungsaufnahme der Jungtiere an, mit
Artemia Nauplien, sowie Frost und Trockenfutter in geeigneter Größe erfolgen. Eine mehrmals tägliche Fütterung empfiehlt sich. Allerdings ist gerade dann penibel auf die Sauberkeit des EHKs zu achten. Etwas Bodengrund und Turmdeckelschnecken haben sich hier als gute Helfer zur Reinigung und Prävention von Pilzbildung bewährt.
Hier ein Link zu einem Thema "Vermehrung von L 65" im Forum.
Näheres zum Thema Höhlen findet Ihr hier.
Das Diskussionsforum zum Thema Welszucht findet Ihr hier.