Beschreibung:
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Loricaria spec. Kolumbien „ein interessanter Maulbrüter“
Zuchtbericht von Stefan Schmidt

Einige Arten der Gattung Loricaria zählen zu jenen Welsen, die aufgrund ihrer maximalen Größe nur für Spezialisten interessant sind. Allerdings gehört jene hier geschilderte Art, genau wie die weit verbreiteten Loricaria simillima, mit ihrer Gesamtlänge von bis etwa 20 cm zu jenen Welsen, die zwar nicht für das 100 l Becken geeignet sind, aber gut in einem Becken mit einer Kantenlänge von 120 cm leben und sich gar fortpflanzen können.

Die Gattung Loricaria geht auf die Beschreibung von Linnaeus 1758 zurück und umfasst nach Isbrücker neun valide Arten. Alle weiteren Arten sind entweder noch nicht definiert oder einer anderen Gattung zugehörig. So zählen u. a. die Gattungen Hemililoricaria, Rhineloricaria und Loricariichthys zur Familie Loricariidae und beinhalten auch Arten, die fehlerhaft der Gattung Loricaria zugeschlagen wurden und teilweise von Aquarianern noch falsch bezeichnet werden.
Dem Zügelstrich-Harnischwels ist die wissenschaftliche Beschreibung bisher versagt geblieben, aber es scheint Konsens zu sein, diese Art der Gattung Loricaria zu zuordnen und sie aufgrund Ihres Fundorts Loricaria sp. „Kolumbien“ (Columbia), Zügelstrich-Harnischwels zu bezeichen. Die Gattung Loricaria weist nach Isbrücker die folgenden Merkmale auf:
Die Arten weisen eine einzigartige Bezahnung auf. Die oberen Zähne sind doppelt so lang wie die unteren. Die Oberlippen sind kurz, wobei deren Rand mit einfachen und zweigeteilten, selten mit dreigeteilten Barteln versehen ist. Die Unterlippen sind wohl entwickelt und mit zahlreichen Papillen und wiederum einfachen Filamenten versehen.
Der erste Brustflossenstrahl ist länger als die nachfolgenden und der oberste Rückenflossenstrahl ist lang ausgezogen, so dass er oftmals die Standardlänge des Welses erreicht.
Ähnlichkeiten von Loricaria sp. „Kolumbien“ zu L. simillima sind aus meiner Sicht durchaus vorhanden, allerdings wird in der ausführlichen Fundortangabe gerade Kolumbien nicht erwähnt.
Ich erhielt im Januar 2004 vier Wildfänge. Sie maßen eine Größe von etwa 20 cm und gewöhnten sich recht bald ein. Vor der Anschaffung war es möglich gewesen, einige wichtige Informationen zu erfahren.
Floßhölzer beschreibt sowohl den Fundort als auch erfolgreiche Pflege- und Fortpflanzungsfaktoren. Demnach fing er Loricaria sp. "Kolumbien" in einem Fluss, dessen Wasser führende Breite zwischen 5 und 30 m schwankte und eine Wassertemperatur von 26° C aufwies. Wasserpflanzen waren nicht vorhanden. Während sich die Loricaria im ruhigen Wasser aufhielten, waren drei verschiedene Arten der Gattung Chaetostoma aufzufinden.
Bei mir bezogen die Welse ein Becken mit 325 Litern. Bis zu meinem Umzug waren es noch relativ beengte Verhältnisse, da sie es sich mit einigen Corydoras, Sturisoma festivum und L 200 teilen mussten. Doch kurz vor dem Umzug entdeckte ich erstmals, dass ein Tier eine Laichtraube trägt. Beim Herausfangen stieß das Männchen die Eier ab, aber ich war mir erstmals sicher, beide Geschlechter zu besitzen. Der Versuch des künstlichen Ausbrütens misslang, wie auch bei zwei weiteren Versuchen. Im Becken herrschen etwa 25° C, ein pH-Wert von 7,4 und eine Leitfähigkeit von 440 µS/cm. Die Karbonathärte beträgt 5.
Zu Unterscheidung der Geschlechter kann ich festhalten, dass bis zum Tragen der Eier mit den männlichen Lippen, keine eindeutige Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung besteht. Natürlich lässt sich die Laichbereitschaft der Weibchen durch die Leibesfülle erkennen und wahrscheinlich sind die männlichen Tier zumeist etwas kleiner, aber das sind Indizien und keine eindeutigen Anhaltspunkte. Möglicherweise sind Form und Größe der Analöffnungen die beste Methode, die Geschlechter, abgesehen von den eindeutigen Verhaltensmustern, zu bestimmen

Pärchen von Loricaria spec. "Kolumbien", Männchen im Vordergrund mit Laichtraube
Ich hatte Glück. Die Geschlechter waren unter meinen vier Zügelstrich-Harnischwelsen paritätisch verteilt. Die beiden Männchen hatten wenige Wochen später erneut eine Laichtraube mit den Lippen geklammert. Auf diese Art und Weise tragen meine Tiere bei einer Temperatur von 25° C die Eier 17 Tage bis zum Schlupf der Jungfische. In dieser Zeit fressen die Männchen täglich. Zu diesem Zwecke wird die Laichscheibe in Richtung Afterflosse verschoben. Ein Weglegen der Scheibe habe ich nicht beobachten können. Sofern keine Nahrungsaufnahme erfolgt, werden die Eier regelmäßig bewegt bzw. mit frischem Wasser versorgt, indem sich die Männchen für einen Augenblick wenige Millimeter aufrichten. Die Färbung der Eier ist zunächst milchig bis rosa und dunkelt mit der Entwicklung der Larven zusehends, bis sie aufgrund des erreichten Wachstums der Nachkommen nahezu schwarz sind. Eine Unterstützung der kleinen Welse beim Schlupf ist nicht notwendig
Meine Männchen haben drei Fehlversuche benötigt, bis sie erstmals das Gelege bis zum Schlupf betreuten. Dieser kann bis zu 72 Stunden andauern, wobei die meisten Welse binnen 24 Stunden die Eihüllen verlassen. In der Zwischenzeit ist die Verlässlichkeit meiner Männchen so groß, dass ich die Welse erst am 15. oder 16. Tag herausfange. Dazu werden Sie mit einem Kescher gefangen, wobei dieser noch unter Wasser in einen Plastikbehälter gelegt wird, so dass die Männchen im Kescher und unter Wasser in das andere Becken transportiert werden. In nahezu allen Fällen gelingt es so, dass die Männchen ihre Laichtraube fortlaufend betreuen. Bei einem Versuch gelange es aber nicht, so dass Männchen und Gelege getrennt in das vorbereitete Becken kamen. Ich wartete erst einmal ab, da ich hoffte, die Betreuung würde wieder aufgenommen werden. 10 Minuten passierte nichts. Aber plötzlich begann sich der erste Jungfisch aus der Eihülle zu lösen und binnen 120 Sekunden hatten sich alle etwa 100 Larven ihrer „Behausung“; ohne Unterstützung des Vaters entledigt. Das Männchen verblieb noch 2 Tage zur Erholung im Becken und wurde im Anschluss zu den Artgenossen zurückgesetzt.

Einen Tag...

und drei Wochen alte Jungfische.
Die adulten Loricaria spec. „Kolumbien“ erhalten bei mir Futtertabletten und -granulat, sowie verschiedene Frostfutter, wobei sie keine Algenfresser sind. Ähnlich gestalte ich auch das Futter der Jungtiere. Sie erhalten ab dem zweiten Tag geschlüpfte Artemia und entkapselte Artemiaeier, verschiedene Jungfischfutterpräparate und ab dem Alter von 14 Tagen häufig gefrostete Cyclops. Bei regelmäßigem Wasserwechsel und einer Temperatur von 25° C wachsen die Tiere so in den ersten 3 bis 4 Monaten auf eine Größe von 5 cm heran. Bei angemessener Besetzung des Jungfischbeckens und starker Filterung sind praktisch keine Verluste zu beklagen. Ich verwende zur Aufzucht-Becken mit der Grundfläche von 60x60 cm und einer Höhe von 50 cm. Dieses Format hat den Vorteil, eine relativ kleine Grundfläche zur Nahrungsaufnahme mit einem ausreichenden Wasservolumen zu verbinden. Die so genannte Mopsköpfigkeit musste ich bisher nicht feststellen.

Jungfisch von Loricaria sp. "Kolumbien", fünf Monate alt
Heute laichen die Eltern regelmäßig ab. Eine Saison bzw. eine längere Laichpause konnte ich nicht konstatieren. Allein Ende des Sommers wurden etwa 6 Wochen pausiert. Ich hoffe, dass der Zügelstrich-Harnsichwels eine weite Verbreitung unter den Aquarianern finden wird
Literatur:
Isbrücker: Nomenklatur der Gattungen und Arten der Harnischwelse; Familie Rafinesques, 1815 in DATZ -Sonderheft Harnischwelse 2 S. 25 -32, 2001
Evers/Seidel: Wels Atlas 1 S. 550, 2001
Isbrücker: Revision of Loricaria Linnaeus, 1758(Pisces, Siluriformes, Loricariidae) in Beaufortia, 31(3) S.51-96,1981
Flößholzer: Loricaria sp. “Kolumbien” das Aquarium Nr. 408 06/2003 S. 20,21, 2003.
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