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Zucht Zucht von Welsen.
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Alt 22.02.2004, 17:23   #1
Walter
Herr Prof. Obermoserer
 
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Registriert seit: 02.01.2003
Ort: Wien
Beiträge: 4.130
Hallo,
Quelle ist die Zusammenfassung des Vortrages von Larry Vires im Chat von Planetcatfish vor einigen Wochen.
Danke an Larry Vires (Plecobreeder) und Julian Dignall (Jools) für die Erlaubnis, diesen Bericht hier zu veröffentlichen.

https://www.planetcatfish.com/shanesworld/r...cos_lecture.htm

Harnischwels Zuchttechniken

von Larry Vires

Wahrscheinlich die größten Mißverständnisse beim Züchten von Harnischwelsen gibt es bei ihrer Fütterung.
Ich kenne keine wirklichen Pflanzenfresser innerhalb dieser Familie. Alle benotigen zumindest einen minimalen Anteil an Proteinen in ihrem Futter um gut zu gedeihen und so oft abzulaichen, wie es ihnen möglich ist. Es gibt einige verschiedene Fütterungsmethoden um das möglich zu machen, aber das kann normal, mit wenigen Ausnahmen, für jede Gattung festgesetzt werden.

Es scheint einige Verwirrung darüber zu geben, was und was nicht als auf Gemüse basierendem Futter verwendet werden kann. Ich habe im Laufe der Jahre verschiedene Sorten von Früchten und Gemüse verwendet. Es wäre beinahe unmöglich, alle akzeptierten Sorten zu nennen. Ich habe herausgefunden, dass grüne Bohnen, Süßartoffeln, Zuccini, Kohl und Gurke als Futter angenommen werden. Ich habe auch Äpfel und Mangos verfüttert, und sie werden unterschiedlich gerne angenommen. Anscheinend kauen die Holzfresser, Panaque und Peckoltia, gerne auf Äpfeln und Süßkartoffeln herum. Andererseits gehen Ancistrus und die Gattungen mit weniger ausgeprägter Bezahnung an weicheres Futter.

Ancistrus sind hauptsächlich Allesfresser und benötigen nur einen kleinen Proteinanteil in ihrer Nahrung. Meiner Schätunug nach ist ein 22% Proteinanteil beim Futter für diese Gattung am besten geeignet. Das gilt nicht für L 34 und L 255 ("Ranunculus"), welche hauptsächlich karnivor sind. Der Rest ihres Futters sollten verschiedene Gemüse sein. Meist funktioniert jegliches Küchengemüse gut, aber manche scheinen besser angenommen zu werden als andere. Es würde den Rahmen dieses Vortrages sprengen, zu sagen, welche besser geeignet sind und welche nachteilige Auswirkungen auf Wasser oder Fische zeigen. Dies wird auf beinahe jeder Wels Website ausführlichst diskutiert und kann ziemlich leicht herausgefunden werden. Ich persönlich bevorzuge einfach grüne Bohnen aus der Dose. Nichtsdestotrotz sollte das ganze wahrscheinlich auf verschiedene Gemüsesorten ausgeweitet werden.

Peckoltia und Panaque Arten stellen annähernd dieselben Ansprüche. sollten aber auch weiches Holz vorfinden. Holz ist ein großer Teil ihrer Nahrung und ohne dieses werden sie stark in ihrer Entwicklung gehemmt und neigen zu "unerklärlichen Todesfällen". Ich habe eine kleinere Anzahl an Laboruntersuchungen diesbezüglich gemacht und das hauptsächliche Ergebnis ist, dass einen Großteil ihres Energiebedarfes durch Darmbakterien, welche die Fähigkeit, das Lignin des Holzes zu verwerten besitzen, gedeckt wird. Diese machen nicht nur die innere Energie verfügbar, sondern auch die Energie des an die Zellwände gebundenen Lignins. Es reicht aus zu sagen, dass sie ohne Holz in ihrem Becken möglicherweise überleben, aber höchstwahrscheinlich nicht brüten werden.

Hypancistrus und Baryancistrus sind hauptsächlich karnivor. Der Hauptteil ihrer Nahrung sollte aus Lebend- oder Gefrierfutter bestehen. Das kann durch Tabletten für Fleischfresser und gelegentlich Spirulina Tabletten erweitert werden. Die Zugabe dieses Kunstfutters sollte nicht unterbleiben, da es eine gute Quelle für Vitamine darstellt, welche bei reiner Lebendfutterfütterung fehlen könnten.

Wenn man die Fische dazu gebracht hat, eine geeignete Nahrung anzunehmen, ist die nächste Stufe zu einer erfolgreichen Nachzucht ein geeigneter Bodengrund. Sturisoma, Lamontichthys und einige andere brauchen wirklich keine spezielle Oberfläche und werden die Beckenwände oder den Boden als Laichsubstrat annehmen. Ancistrus sind bezüglich ihres Laichplatzes beinahe genausowenig heikel. Ich habe alles von PVC bis zu umgedrehten Blumentöpfen verwendet und hatte sogar einmal ein Gelege, ohne dass eine Höhle verwendet wurde. Nachdem das gesagt wurde, gehen die Vorlieben für das Ablaichsubstrat einach nach folgender Regel: Der Eingang der Höhle ist am besten quadratisches oder rechteckiges Loch, welches annähernd die Breite des Körpers des Männchens am Beginn der Brustflossenstrahlen hat.

Der allergrößte Teil dieser Familie passt in folgendes Schema: Sie benötigen entweder geeignete Höhlen oder Stellen, an denen sie sich ihre eigenen Höhlen graben können. Das kann einfach durch drei Methohden erreicht werden und hängt von der Fischart, mit welcher gearbeitet wird, ab. Einige Recherchen oder "Versuch und Irrtum" sind notwändig und es kann vorausgesetzt werden, dass man sich nach der Gattung orientieren kann und nur wenig auf die Art schauen muß.

Der Großteil der Arten braucht eine für sie gemachte geeignete Höhle. Man kann hier zwei verschiedene Schemen ansetzen. Das erste, welches ich am häufigsten angewandt habe, ist eine Höhle mit derselben Höhe wie der Körper des Männchens, mit nur wenig freiem Platz für die Rückenflosse. Die Länge ist ein- bis eineinhalb mal die Standardlänge des Männchens und die Breite entspricht der des Männchens plus eine halbe bis eine ganze Brustflosse. Das sind sehr enge Höhlen und sie werden normal verwendet, wenn die betreffende Art sehr lichtscheu ist oder oft das Gelege vor dem Schlupf aus der Höhle wirft.
Die zweite Art ist ähnlich, aber enthält genügend Platz, sodaß die Rückenflosse etwa zur Hälfte aufgerichtet werden kann. Diese ist geeignet für Peckoltia und Zwerg Panaque (Panaqolus) Arten. Aufgrund ihres stämmigen Körperbaues scheinen sie diese Art von Höhlen zu bevorzugen und mögen den ersten Typ nicht.

Die dritte Möglichkeit ist, die Fische ihre Höhlen selbst graben zu lassen. Ich setze nicht viel Vertrauen in diese Möglichkeit, aber sie funtioniert wahrhaftig. Das trifft vor allem auf Chaetostoma Arten zu, aber auch Zonancistrus sp. L 52 und manche Ancistrus Arten haben in meinen Becken diese Art angewandt. Die Ausführung ist einfach. Ich nehme einen 4 - 5 Liter Milchtopf und schneide ihn auf etwa 10 cm Tiefe ab. Der Oberteil wird weggeworfen, der Unterteil wird bis an den Rand mit feinem Aquarienkies gefüllt. Auf den Kies lege ich nur ein Stück Schiefer, welches etwa die Hälfte des Kieses abdeckt. Die Fische graben sich unter den Schieferstein und schaffen eine kleine, abgedeckte Laichgrube nach ihren eigenen Vorstellungen. Dies ist keine bevorzugte Laichmethode. Es dauert einige Zeit, bis die Männchen begreifen, was sie tun sollen. Wenn ich dies als Möglichkeit inbetracht ziehe, gebe ich zusätzlich jedesmal einige passende PVC Röhren ins Becken um ihnen auch eine andere Möglichkeit offen zu lassen. Sie verwenden öfters die Röhren, aber manche Männchen scheinen die Möglichkeit, sich ihre Höhlen selbst zu graben, zu benötigen.

Die meisten Arten zu verpaaren ist eher einfach, wenn man weiß, worauf man achten muß. Die meisten Arten können vermehrt werden, wenn die Odontoden sichtbar sind, auf den Flossen, am Hinterkörper, auf den Zwischenkiemendeckeln oder seitlich am Kopf. Das hängt von der Art ab, kann aber leicht herausgefunden werden, indem man sich gute Bilder von geschlechtsreifen Individuen ansieht. Meistens werden die Geschlechtsmerkmale der Fische, mit denen man arbeitet, gut genug sichtbar sein, sodaß Nachschauen nicht notwändig ist.

Wenn diese Technik nicht zu der Fischart, mit der man arbeitet, passt, muß man entweder die Geschlechtsöffnung untersuchen oder die Unterschiede der Proportionen von Kopf oder Körper eingehender prüfen. Bei beiden Arten ist es notwändig, dass die Fische geschlechtsreif sind und man sollte mehrere Tiere zum Vergleichen haben. Untersuchung der Geschlechtsöffnung ist die leichtere der beiden Methoden. Die Fische werden einfach von unten betrachtet, wenn nötig, mit einer Lupe. Die Öffnung eines geschlechtsreifen Weibchens ist gerundet und kann nach außen gewölbt sein, wenn es reife Eier in sich trägt. Die meisten Weibchen zeigen eine starke Ausbuchtung um ihre Geschlechtsöffnung, wenn sie knapp vor dem Ablaichen stehen. Bei Männchen ist es je nach Art etwas schwieriger. Die Geschlechtsöffnung ist kleiner und von einem kleinen muskulären Lappen bedeckt, welcher ihr eine stäbchenartige Form gibt. Ich bin mir nicht ganz sicher über den evolutionären Grund für diesen muskulären Lappen, denke aber, dass er dazu dient, die Spermien nach hinten in die Höhle zu den Eiern zu leiten, damit sie befruchtet werden.

Um den Vergleich der Form der Fische zur Geschlechtsbestimmung herzunehmen, müssen sie geschlechtsreif sein. Davor ist diese Methode nicht zuverlässig. Männchen scheinen im Vergleich zu den Weibchen einen kantigeren Kopf zu besitzen. Dies beinhaltet einige Ein- und Ausbuchtungen am Kopfprofil. Bei Arten, bei denen dies zutrifft, haben die Weibchen normalerweise ein runderes und unkonturierteres Kopfprofil.

Wenn man sicher ist, ausgewachsene Zuchttiere zu besitzen, ist es Zeit, diese in Kolonien zu unterteilen. Diese Kolinien sollten aus einem einzelnem Männchen und zwei bis fünf Weibchen bestehen, je nach Art. Man kann es auch mit Pärchen machen, aber das ist eine viel langsamere Methode. Die Kolonie Methode wird eine bessere Aussicht auf ein Weibchen in Laichbereitschaft geben, wenn die Fische angesetzt werden. In größeren Kolonien sind die größten Weibchen die, die normalerweise am häufigsten Ablaichen. Ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass sie die schwächeren Weibchen vom Futter vertreiben oder einfach von der Auswahl des Männchens abhängt. Ich denke eher ersteres, da die kleineren Weibchen normalerweise zu den größeren aufschließen können, indem man die Füttermenge erhöht und das Futter im ganzen Becken verteilt.

Wenn all diese Dinge beachtet worden sind, ist es Zeit, das Ablaichen einzuleiten. Die meisten Arten benötigen nicht mehr als eine kleine Regenzeitimitation als Auslöser. Das heißt, den Tank sauber vor übermäßiger Verschmutzung zu halten, aber nichts am Wasser zu ändern, wie Wasserwechsel, chemische Zusätze zur pH Kontrolle oder irgendetwas anderes. Eine Woche bis drei Monate nach dem Start beginnt man mit täglichem 30% Wasserwechsel mit sehr weichem, neutralen oder leicht sauren Wasser. Die Wasserwechsel sollten auch die Temperatur um ein paar Grad senken. Der Heizer soll die Temperatur dann wieder auf normale Werte anheben. Die Fische sollten zu keinem Zeitpunkt des Zuchtansatzes hungern. Die Fütterung wird verstärkt, wenn die Wasserwechsel gemacht werden. Zur selben Zeit kann, oft muß, die Strömung rund um die Höhlen, die das Männchen besetzt hat, verstärkt werden. Dies scheint nicht nur das Interesse der Männchen an den Höhlen zu verstärken, sondern lockt auch die Weibchen in die nähere[color=blue][color=blue][color=blue] Umgebung. Die täglichen Wasserwechsel sollten eine Woche durchgeführt werden und dann soweit vermindert für eine Woche, dass nur noch der Abfall aus dem Becken entfernt wird, die Temperatur bleibt stabil. Meistens werden die Fische innerhalb der ersten Pause ablaichen. Wenn nicht, sollten die stärkeren Wasserwechsel in der nächsten Woche wieder beginnen. Dieser Zyklus kann einen Monat oder länger dauern, um manche Art zu stimulieren, aber wenn sie einmal begonnen haben, fahren sie meistens mit nur geringen Unterbrechungen fort. Die Wasserwerte sollten sich nicht zu stark im Vergleich zum ersten Ablaichbeginn ändern, damit die Weibchen in ihrem Laichzyklus nicht unterbrochen werden und der Prozess von neuem gestartet werden muß.

Die Strömungsstärke scheint für jede Art ziemlich zu variieren. Panaque maccus scheint nicht viel zu brauchen, solange die Strömung stark genug ist, den Sauerstoffgehalt hoch zu halten. Das hängt natürlich auch von der Temperatur ab, sollte aber innerhalb der ganzen Familie so nahe wie möglich an der Sauerstoffsättigung sein. Die meisten Hypancistrus und Peckoltia, mit denen ich gearbeitet habe, schienen mehr von einer starken Strömung als Parameter für die Auswahl des Ablaichplatzes beeinflußt zu sein.

Dies deckt nun einen Großteil von dem ab, was getan werden muß, um Harnischwelse zu züchten. Ich breche nun ab und werde das Ausbrüten und Aufziehen der Brut in einem späteren Vortrag behandeln.
__________________
Grüße, Walter
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