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29.12.2005, 18:24 | #1 |
Herr Prof. Obermoserer
Registriert seit: 02.01.2003
Ort: Wien
Beiträge: 4.130
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Harnischwelse und "besondere" Nitrit-Empfindlichkeit. Nur ein Gerücht?
Hallo,
man liest in vielen Büchern (und noch weitaus zahlreicheren Internetplattformen) immer wieder über die besondere Empfindlichkeit von Harnischwelsen (oder L-Welsen) bezüglich im Becken angereicherter Stickstoffverbindungen. Jetzt frage ich mich, woher stammt diese Information? Handelt es sich hierbei wieder einmal nur um ein immer wieder weitererzähltes Aquarianermärchen, deren es ja viele gibt? Warum frage ich mich das? Weil ich genau gegenteilige Erfahrungen gemacht habe. Die Vorgeschichte: Ich hatte sozusagen "zuviele" Junge. Der Einhängbehälter in meinem L 134 Becken war noch voll, und da schwammen schon wieder an die 20 Kleine frei im Elternbecken rum. Ich will die nicht mehr dort aufwachsen lassen, da das Rausfangen später dann jedesmal zu einer vollständigen Ausräumaktion des Beckens ausartet. Also hab ich auf die Schnelle ein kleines Becken (etwas über 20 Liter nur, 70 cm lang, 15 hoch, 20 breit) für die Jungfische im Einhängkasten hergerichtet. Links und rechts an den Seiten jeweils ein mittels Luftheber betriebener Mattenfilter, in der Mitte ein Sprudelstein, Bodengrund, Wurzeln, Verstecke, ein paar flotierende Pflänzchen. "Altes Wasser" und Mulm und Filterschlamm aus anderen Becken - klar. Die Jungen aus dem Einhängkasten in das Becken überführt und die ganz Kleinen "Frischen" in den Einhängkasten. Natürlich habe ich Nitrit gemessen - mir war klar, dass ich wahrscheinlich täglich Wasser wechseln werden muß. Natürlich kam auch wie es kommen mußte - Nitrittest knallrot (getestet mit JBL und Dupla Test). Also Wasser wechseln. Wasser ab - mit einer Pumpe Wasser direkt aus dem Elternbecken ins Aufzuchtbecken. Nitrittest. Immer noch knallrot (irgendwas um 1,5 oder 2 mg/l NO2) -> Nitrittest im Elternbecken. Knallrot! Was war los? Der Außenfilter war total verschlammt (lief aber noch), ewig nicht mehr gereinigt, stank schon erbärmlich. Dieser Empfehlung, Außenfilter nur zu reinigen, wenn sie nicht mehr rinnen, werde ich in Zukunft nicht mehr nachkommen. Aber das will ich hier nicht diskutieren - Problem war schnell behoben, und im Elternbecken war der Nitritwert auch schnell wieder (nach zwei oder drei Tagen) im grünen Bereich. Nur: Bei diesen Nitritwerten haben die Tiere keinerlei Anzeichen von Unwohlsein gezeigt. Sie haben in letzter Zeit mehrmals gebrütet. Weder bei Alttieren, noch bei Tieren von mehreren Monaten (4 - 6 cm) noch bei Einmonatigen noch bei gerade frisch Freischwimmenden waren irgendwelche Anzeichen von Unwohlsein zu bemerken. Auch keine abnormalen Ausfälle bei den Bruten (ein paar Junge sterben immer, aber wenn es weniger als 10 % sind, ist das für mich normal). Gut. Ich hab mich gewundert. Gibt´s ja gar nicht. Nun hab ich in dem kleinen Aufzuchtbecken aber immer noch erhöhte Nitritwerte, was ich mit fleißigem Wasserwechsel beantworte. Die Jungtiere in dem Becken (Zweimonatige und ein paar Halbjährlinge) zeigen auch keinerlei Anzeichen von Unwohlsein, fressen, wachsen... Mir war das ein Rätsel. Also hab ich heute "die Probe auf´s Exempel" gemacht, als der NO2 Wert wieder bei etwa 1,5 mg/l war (Dupla Test). Ich hab aus einem anderen Becken zwei Salmler gefangen (einen Nannostomus marginatus und einen Thayeria boelkei), in das Aufzuchtbecken geworfen und einige Zeit beobachtet. Ergebnis: Die Salmler zeigten sehr wohl die typischen Anzeichen einer Nitritvergiftung. V.a. der Schrägschwimmer war die ganze Zeit enorm am Pumpen. Beim Ziersalmler flatterten die Kiemendeckel nur so (hab das Verhalten dann mit ihren Artgenossen im anderen Becken verglichen - war eindeutig). Die jungen Peckoltia L 134 zeigten keinerlei Auffälligkeiten. Die Salmler hab ich inzwischen natürlich wieder in ihr angestammtes Becken gesetzt, wo sie auch sofort wieder normales Verhalten zeigten. Jetzt frag ich mich natürlich, woher denn dieses Gerücht der besonderen Nitritempfindlichkeit der L-Welse stammt, da meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich ja genau gegenteilig sind. Die Salmler reagierten weitaus empfindlicher auf erhöhte NO2 Werte. Natürlich handelt es sich nur um eine beobachtete L-Wels Art, die Beobachtungen sind sicher nicht repräsentativ, etc... Aber - trotzdem seltsam.
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Grüße, Walter |
29.12.2005, 18:54 | #2 |
L-Wels
Registriert seit: 29.05.2004
Ort: Berlin-Spandau a.d. Havel
Beiträge: 262
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Hallo Walter
Meine These: Harnischwelse sind nicht wesentlich empfindlicher, als andere Fische bei toxischen Nitritwerten. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage (oder besser schreibe), dass diese eine höhere Resistenz aufweisen als andere Fische. Meine Erfahrung beschränken sich auf Otocinclus, die lediglich verstärkt gen Wasseroberfläche schossen zwecks Darmatmung, wo andere bereits mit den Flossen klemmten. Gemessener Nitritwert: 0,5 mg/L ( +/- ). Überlebensstrategie gegenüber widrigsten Umständen durch Mutter Natur ? Gruß Benny
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Es gr |
29.12.2005, 19:06 | #3 |
L-Wels
Registriert seit: 10.01.2005
Beiträge: 327
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Hej
Ich habe bei meinen kleinen Ancisten (meist 40 bis 80stk. auf 54L) im Aufzuchtbecken meist immer einen sehr hohen Nitritwert (im roten Bereich). Die Tiere verhalten sich aber ganz normal.Die Apfelschnecken dafür kriechen nach oben... schönen Abend noch |
29.12.2005, 19:17 | #4 |
BSSW-Nord
Registriert seit: 20.12.2003
Ort: Wittingen
Beiträge: 6.222
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Hi Walter
Ich glaube, die Sache kann man auch anders betrachten. Du kennst bestimmt noch den alten Glauben mit dem tollen Altwasser (aus älteren Aquarientagen). Wenn Fische langsam an die Suppe gewöhnt werden, können sie es ab, das heißt aber nicht, dass es gut ist. Wenn du einige Welse aus nitritfreiem Wasser in belastetes Wasser überführst, sieht das anders aus. Mit etwas Pech bringt das Zurücksetzen dann nichts mehr. Einer der Gründe, warum ich jedem empfehle, einen Tag vor dem Neukauf von Fischen einen Wasserwechsel zu machen. Das Risiko von Ausfällen wird dadurch drastisch verringert. Gruß Ralf |
29.12.2005, 19:29 | #5 | |
Herr Prof. Obermoserer
Registriert seit: 02.01.2003
Ort: Wien
Beiträge: 4.130
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Hallo,
Zitat:
Aber das erklärt noch immer nicht die Warnungen vor der "besonderen" Empfindlichkeit von Harnischwelsen Nitrit und Nitrat gegenüber. Weil, bei 1,5 mg/l NO2 zeigen die meisten Fische schon deutliche Probleme. Falls mal in einem Becken erhöhte Nitritwerte auftreten, kommen diese auch nicht ad hoc sondern der Wert steigt über einen gewissen Zeitraum - und sie japsen trotzdem Dieses "Gerücht" gehört wohl einfach begraben. IMHO zumindest.
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Grüße, Walter |
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29.12.2005, 19:43 | #6 |
Welsfan
Registriert seit: 20.12.2004
Ort: 99427 Weimar
Beiträge: 3.673
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Hallo Walter,
Deine Beobachtung mit dem Nitrit bezogen auf Welse und Salmler kann ich bestätigen - habe ich auch schon erlebt. M.E. ist das auch nicht verwunderlich, holen sich notfalls die Welse doch von der Oberfläche Luft. Bei den Salmlern konnte ich das damals nicht beobachten. Der Aspekt, dass Nitrit Langzeitschäden verursachen soll, fällt da aber ganz unter den Tisch. Bei verschiedenen Welsarten habe ich gelesen, dass insbesondere die erst- importierten schnell verstarben, wohl weil man von den Tieren zu wenig wusste. Aus diesem Grund kann ich mir vorstellen, dass man dieses (wohl unbegründet) auf das Nitrit zurückgeführt hat. Beste Grüße Elko Geändert von L-ko (29.12.2005 um 19:46 Uhr). |
29.12.2005, 19:52 | #7 |
Tschisas lebt!
Registriert seit: 12.09.2004
Ort: 35392 Gießen
Beiträge: 2.130
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Hi Elko!
Dass sich Harnischwelse im Notfall Luft holen trifft zumindest im AQ eher selten zu, vllt bei Otocinclen... aber z.B. bei Peckoltia, Panaqolus, Hypancistrus usw konnte ich bei O2-Knappheit noch nie ein Luftholen beobachten, sie wandern einfach in höhere Bereiche des Becken und hecheln... Bei L260 hab ich einmal die Erfahrung gemacht, dass ein Tier an Sauerstoffmangel gestorben ist, es hat nicht die leisesten Anzeichen gemacht, an die Oberfläche zu kommen und Luft zu holen. Grüße Tobi |
29.12.2005, 19:55 | #8 |
Herr Prof. Obermoserer
Registriert seit: 02.01.2003
Ort: Wien
Beiträge: 4.130
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Hallo Elko,
ich muß nur anmerken: die besagten Welse holen bei mir _nie_ (wirklich nie) Luft von der Oberfläche. Es sind auch nicht mehr alle Welse zur Darmatmung fähig. Hingegen stehen die Salmler bei Sauerstoffmangel durchaus knapp unter der Oberfläche und schlürfen das Oberflächenwasser, das sie vorher durch Maulbewegungen verwirbelt haben (sie führen ihren Kiemen so sauerstoffreicheres Wasser zu). Das ist also eher nicht der Grund, warum die Salmler schneller Auffälligkeiten zeigen. Aber: Dass Nitrit schädlich ist, kurz- wie langzeitig, das steht sowieso außer Frage. Ich will hier keinesfalls für höhere Nitritkonzentrationen im Welsbecken plädieren
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Grüße, Walter |
29.12.2005, 19:57 | #9 |
Welsfan
Registriert seit: 20.12.2004
Ort: 99427 Weimar
Beiträge: 3.673
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Hallo Tobi,
... kannst Du recht haben, ich weiß es nur sicher von Ancistrien. Beste Grüße Elko |
29.12.2005, 19:58 | #10 |
Grauer Wolf
Registriert seit: 26.03.2004
Ort: Himberg
Beiträge: 67
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Hallo Walter!
Hast schon mal gemessen ob der Nitritwert in Bodennähe gleich hoch ist? lg Roman |