Thema: L471 Importe
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Alt 18.02.2018, 15:53   #4
Acanthicus
Junger Hupfer
 
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Moin

Die obigen Welse sind typische Hypancistrus contradens, und entsprechen nicht dem Phänotypen von L 471. Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass L 471 der Art H. contradens zuzurechnen ist, wie auch L 201.

Dass kürzlich so viele Welse als L 471 gehandelt werden, ist ein Zeichen dafür wie wichtig und handelsrelevant die L-Nummern immer noch sind. H. contradens und L 201 gehörten über die letzten Jahre immer mehr zu den Ladenhütern, da kommt eine neue L-Nummer sehr gelegen. Zufällig kommen seit etwa anderthalb Jahren vermehrt H.contradens von einer neuen Fanglokalität zu uns, diese Exemplare sind dann gröber punktiert und oft auch dunkler gefärbt. Fast alle Importtiere sind zudem bereits fast ausgewachsen. Dieser neue Phänotyp wurde und wird als L 471 vermarktet und das mit Erfolg.

Die Publikation von L 471 wurde vorgenommen um eine intraspezifische Variation so früh wie möglich zu klassifizieren. Das L-Nummernsystem kann die Variabilität nicht auf taxonimischer Ebene wiedergeben und soll es auch gar nicht tun, aber es ist eine dringend notwendige Hilfe zur Klassifizierung. Aus irgendeinem Grund muss jeder Hypancistrus (jeder Wels, jeder Fisch, jeder Organismus) einem bereits bestehenden Taxon oder Trivialnamen zuordenbar sein. Bei den Hypancistrus des Rio Xingu hat das in dem bekannten Maß geendet; bei H. contradens und H. debilittera ist eine ähnliche Variabilität innerhalb einer Art ebenfalls anzunehmen. Aus dem H. debilittera-Komplex habe ich über die letzten zwei Jahre mehrere potentielle, neue L-Nummern fotografiert, die nachweislich von unterschiedlichen Lokalitäten stammen. Von einer Veröffentlichung habe ich aber abgesehen, weil es nur für Verwirrung gesorgt hätte. Zudem haben sich diese Fundortvarianten nicht etablieren könnnen. L 471 war etwas anderes, diese Welse wurden bereits lange in einem kleinen Kreis gepflegt, vermehrt und weitergegeben. Irgendwann war die "Aquarienpopulation" dann doch so hoch, dass die Angst aufkam, man könne sie über drei Ecken verlieren und so würden sie irgendwann als L 201 in den Handel kommen. Man denke an die vielen H. sp. "Monte Dourado" die - damals noch ohne L-Nummer, später L 411 - in Gruppen von L 260 integriert wurden und diese versaut haben. An für sich finde ich das Vorgehen immer noch gut, bei L 500 hat es bspw. perfekt geklappt. Mit der Jubiläumsnummer haben wir absichtlich sehr lange gewartet um nicht eine weitere L-Nummer zu kreiren, die es quasi nicht in der Aquaristik gibt: Eine sehr reale Gefahr bei den wenigen Ausgangstieren. Als die L-Nummer schließlich publiziert wurde, waren bereits mehr als 300 dieser Welse im Umlauf, und das in verschiedenen Ländern.

Hier ein Zitat aus der DATZ-Publikationvon L 471:
Schwieriger wird es bei H. contradens, denn diese Art hat ebenfalls ein gröberes Punktmuster. Jedoch ist das Wachstum sehr viel schneller als bei L 471 und wenn man die unterschiedlichen Endgrößen bedenkt, muss man zur Unterscheidung in einer Wildfanggruppe nur auf sekundäre Geschlechtsmerkmale (Odontoden, ein kantigeres Kopfprofil, verlängerte Pectoralen etc.) achten um die fast adulten L 471 von den juvenilen H. contradens zu trennen.

L 471 konnte in Skandinavien bereits erfolgreich vermehrt werden, und wird dort mittlerweile unter der Bezeichnung L 280a im Hobby verteilt. Die Eier haben einen Durchmesser von ca. 5 mm und die Gelege bestehen nur aus wenigen Eiern, ganz ähnlich wie man es von anderen kleinen Hypancistrus kennt (bspw.: H. zebra und L 174). Die Jungtiere wachsen erwartungsgemäß langsam."


Die angesprochene Endgröße von L 471 wurde später, unter anderem hier in der Datenbank, nach oben korrigiert.

Ich habe auf noch keiner Liste "L 471"stehen sehen, immer nur "Orinoco Angel, Opal Spot Hypancistrus, Ventuari Angel" etc. Meines Erachtens beruht die Händlerbezechnung auf einer Missinterpretation der L-Nummer aus oben genanntem Grund.

viele Grüße
Daniel
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"L-Welse" : Angehörige der Familie Loricariidae, also auch die ohne L-Nummer(n)!
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