Hi Michael,
Zitat:
Was ist mit physiologischen Aspekten bei der Fortpflanzung? Osmotische Vorgänge am Fischlaich? Was hat's bei der Entwicklung der Eier mit der Ionenarmut (oder eben gerade Nichtarmut in hartem oder besser salzhaltigem Wasser und Nichtentwicklung der Eier darin) auf sich?
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Dazu gibt es schlicht und einfach keine wissenschaftlich durchgeführten Arbeiten. Der oft zitierte osmotische Druck ist es jedenfalls nicht. Die Laichinduktion über eine simulierte Regenzeit ist auch eine andere Geschichte.
Zitat:
Was nutzt es dem einzelnen Schwarzwasserfisch, wenn er sich aufgrund seiner osmoregulatorischen Fähigkeiten innerhalb weniger Stunden oder Tage an salzhaltiges Wasser anpassen kann, sich aber darin nicht vermehren kann? Dann hat er vielleicht seine eigene Haut "gerettet", aber den eigentlich Sinn seines Lebens, seine Art zu erhalten, kann er dann schwer gerecht werden.
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Na ja, erstmal muss man halt überleben, bevor man sich an die "wichtigen" Sachen macht. ;-)
Zitat:
"Wissenschaftlich betrachtet spricht demnach nichts dagegen, Fische, die ursprünglich aus Weichwassergebieten stammen, auch in deutlich ionenreicherem Wasser zu halten, falls es auch mit anderen Möglichkeiten als durch Reduktion der Ionenkonzentration, niedrigen pH-Werten und Zugabe von Huminsäuren möglich ist, die Belastung durch Keime und Abbauprodukte gering zu halten."
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Das ist genau der Punkt.
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Erstens finde ich schon, dass wissenschaftlich etwas dagegen spricht, ausgesprochene Weichwasserfische in deutlich ionenreicherem Wasser zu halten, und zwar genau aus den oben dargestellten Gründen.
Dann hatte ich schonmal erwähnt, dass Bauer in seinem Buch schreibt, dass ausgesprochene Weichwasserfische in ionenreichem (oder in diesem Fall besser hartem) Wasser unfruchtbar werden könnten (Anlagerung von Calcium an die Eimembran schon vor der Befruchtung), und die Sache mit der Nephrocalcinose ist wohl auch noch nicht so ganz eindeutig erforscht. Problem dabei ist aber, dass ich dir keine Primärquellen dazu nennen kann, weil ich sie nicht kenne.
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Tröste Dich, es gibt keine eindeutigen verlässlichen Primärquellen. Die, die es gibt, sind sich nicht sicher oder gehen von anderen Faktoren aus.
Es gibt kein Gesetz, was das Schreiben von unbewiesenen Tatsachen und persönlichen Meinungen in Büchern und Artikeln untersagt.
Zitat:
Und zweitens ist die Keimbelastung im Aquarium in jedem Fall um mehrere Zehnerpotenzen höher als im natürlichen Biotop. Nach dem von dir Gesagten könnte man den Eindruck gewinnen, dass womöglich die geringe Keimbelastung des Schwarzwassers DER wesentliche Faktor für eine gute Pflege der Fische im Aquarium sein könnte.
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Du hast es begriffen .... Ich hatte es nur - wie es sich für eine Hypothese gehört - als Frage formuliert. Normalerweise frage ich, wenn ich was nicht weiss oder eine Diskussion anregen möchte. Hat also geklappt. ;-)
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Genauso, wie du den Fischen bei deinen Betrachtungen aber die physiologische Anpassung innnerhalb von Stunden oder Tagen an ionenreiches Wasser "zu Gute schreibst", könnte man den Tieren wahrscheinlich auch zuschreiben, sich immunologisch anpassen zu können, d.h. praktisch durch "Training" des Immunsystems mit den hier im Aquarium vorherrschenden Mikroorganismen sowie der Stärke der Keimbelastung fertig zu werden, und zwar sowohl Jungfische (Nachzuchten), die ja vom Ei an daran gewöhnt sind, als auch Wildfänge, die zwar subadult oder adult eingeführt werden, und die frühen Entwicklungsstadien in ihrem Heimatbiotop durchgemacht haben, aber ja unter der Keimbelastung hier in den Aquarien auch nicht gleich umkippen, sonst könnte man sie nicht erfolgreich pflegen (und unter diesen relativ "verkeimten" Bedingungen auch vermehren).
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Es sind ja nicht meine Betrachtungen, sondern Tatsachen, die von den besten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet gefunden wurden. Ich sehe das nüchtern und schreibe den Tieren nichts zu Gute.
Du schreibst "wahrscheinlich", wertest also - aber egal - zurück zu den Hypothesen.
Die Keimbelastung spielt oft eine Rolle, die gar nicht von spezifischen Keimen herrührt, sondern ganz anders ist. Kiemenepithelien reagieren unspezifische auf Belastungen durch Bakterien, Gifte und Parasiten.
Mir fällt kein Vergleich ein, aber versetz Dich mal in die Situation von Fischen, indem Du Dir vielleicht vorstellst, was passiert, wenn Du bei jedem Luftholen Mengen von Partikeln in die Lunge bekommst und Dein Lungenepithel entsprechend reagiert.
Zitat:
Abschließend möcht' ich noch sagen, dass ich deinen Artikel in keinem Fall "runtermachen" oder sonst irgendwie abwerten will, fand ihn in weiten Teilen richtig gut.
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Danke - Du bist ja nicht der einzige, der auf die Eier und die anderen Sachen eingeht. Aber einen Artikel ordentlich zu recherchieren und alle eventuell auftretenden Fragen von vorne herein zu erraten und zu beantworten - das schaff ich nicht.
so long
Stefan