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Alt 28.08.2005, 10:17   #11
Baron Ätzmolch
Ich glotz TV!
 
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Zitat:
Zitat von barmann76
Gewiss, aber sollte es nicht mein Bestreben sein gleich zu Beginn, also in der Einlaufzeit die Wasserwerte einzustellen, die ich später für die Haltung wünsche ?
Mahlzeit!

Mein Bestreben in der Einlaufphase sollte sein, möglichst schnell ordentliche Bakterienkulturen aufzubauen, die quasi "Hand in Hand" arbeiten, d.h. die anfallenden Produkte schnell und effizient abbauen, sonst bekommst du gar nicht die Möglichkeit, irgendwas auf Dauer "einzustellen", da sich die Werte, bedingt durch die Instabilität des Systems, hervorgerufen durch die o.g. Effekte, sowieso laufend ändern.

Und wenn du beim Einlaufen z.B. absolutes Weichwasser hast, mit ungenügender Pufferkapazität (weil Hydrogenkarbonat fehlt und auch keine Humuspuffer/Phosphatpuffer/Zeug und Zauber vorhanden sind), dann rutscht dir der pH ab, weil bei der Ammoniumoxidation Wasserstoffionen frei werden. Durch die Säurebildung werden die Nitritoxidierer zunehmend gehemmt, da die ein pH Optimum um den Neutralpunkt aufweisen, im sauren Bereich sich schlechter entwickeln, und sich deshalb im Endeffekt Nitrit anhäuft, was
wiederum die Entwicklung auch anderer Bakterienarten hemmen kann.

Und das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem, was da so alles passiert. Unglaublich komplex.
Und dann kommt's natürlich auch nicht nur auf die Nitrifizierer an (wird häufig alles ein bisschen einseitig betrachtet), sondern auf alle möglichen anderen Mikroorganismen.
Irgendwie muss die organische Substanz ja auch erstmal bis auf die erste Mineralisationsstufe Ammonium/Ammoniak umgewandelt werden, damit die Nitrifizierer aktiv werden und sich überhaupt erst entwickeln können. Und das besorgen unzählige verschiedene Mikroorganismen.

Aufgrund der Tatsache, dass dabei unterschiedlichste Zwischenprodukte anfallen, die evtl. nicht sofort durch die entsprechenden darauf spezialisierten Mikroorganismen weiter abgebaut werden können, weil diese sich noch nicht in ausreichender Zahl entwickelt haben, und diese Zwischenprodukte auch negativen Einfluss auf die Wachstumsraten anderer Kulturen haben können, kann ein Wasserwechsel in der Einlaufphase (auch in einem unbesetzten Becken) für die zügige Entwicklung der Bakterienflora nützlich sein.

Und um mal auf das Ursprungsposting des Threadstarters zurückzukommen, wenn zumindest die messbaren Werte "in Ordnung" sind, die Pflanzen anwachsen und die Algen nicht überhand nehmen, würd' ich auch eher erstmal keinen Wasserwechsel für nötig halten.

--Michael
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