Hallo zusammen,
was Michael schreibt, das stimmt - die KH ist per Definition nur der Teil des Hygrogencarbonatanteils, welcher Erdalkaliionen als Gegenionen hat.
Der Grund für die Bennenung ist folgende (historisch gesehen):
Erdalkaliseifen sind im Gegensatz zu K (Schmier) bzw. Na (Kern)Seifen nicht für den Waschvorgang zu gebrauchen, da sie andere Eigenschaften aufweisen. Es bilden sich sogenannte Kalkseifen, die schwerlöslich sind.
Dann stellte man fest, dass die Erdalkaliionen durch kochen verschwinden und als Kesselstein ausfallen - und Kesselstein ist eben Erdalkalicarbonat, durch das Kochen wird das Gleichgewicht vom löslichen Hydrogencarbonat hin zum unlöslichen Carbonat verschoben, die Erdalkaliionen fallen aus und dieser ausgefallene Teil wird als temporäre Härte bezeichnet - gebildet aus einem Teil GH (da die Gesamthärte per Definition die Summe aller Erdalkaliionen ist) und der KH, und da deren Äquivalentanteil in aller Regel geringer ist, ist sie verschwunden, weshalb die Karbonathärte auch temporäre Härte genannt wird.
Und nun kommt der Witz: Haben wir aus irgendwelchen Gründen keine Erdalkaliionen mehr im Wasser juckt das das Hydrogencarbonat nicht mehr, und es fällt auch nicht mehr aus, und es hat überhaupt nichts mehr mit der Härte zu tun.
Denn der Begriff Härte kommt ebenfalls aus der Vergangenheit, da bei hartem Wasser die Wäsche härter war (bzw. sich härter anfühlte) nach dem Trocknen - da sich Erdalkaliseifen abgelagert hatten.
Dennoch haben die Hydrogencarboantionen - egal, welches Gegenion sie nun haben - eine sehr wichtige Funktion im Aquarium: Durch das Gleichgewicht zwischen pH-Wert, Kohlendioxid und Hydrogencarbonat/Carbonat stellen sich in aller Regel bei uns fischverträgliche pH-Werte ein oder auch nicht. Dieses System ist in der Mehrzahl aller Becken das Hauptpuffersystem (von Schwarzwasser- bzw Weichwasserbecken oder Disukszuchtbecken mit Phosphorsäure mal abgesehen), welches insbesondere die beim biologischen Eiweissabbau freiwerdenden H+ Ionen abfängt. Diese Eigenschaft der Carbonate nennt man Säurebindungsvermögen bis pH 4,3, kurz SBV.
Nun hat es sich leider in der Aquaristik eingebürgert, dass man KH gleich SBV setzt - was auch ich in dem Post gemacht habe - und das ist wie Michael richtig feststellte falsch, da wir eigentlich immer das SBV meinen, wenn wir von der KH reden. Und genau auf diesen Sachverhalt wollte Michael raus.
Tim
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