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Alt 30.05.2005, 16:48   #37
Baron Ätzmolch
Ich glotz TV!
 
Registriert seit: 29.01.2004
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Zitat:
Zitat von Martin G.
Arten mit geringer ökologischer Toleranz sind zwar in "ihrer" Nische sehr erfolgreich, können jedoch nicht konkurrieren. Dies betrifft zum Beispiel sehr viele Labyrinthfische, die als einzige Art in einem Biotop leben.
Mahlzeit!

Ja, die Viecher haben sich jedenfalls schon mal "ihrem" Biotop angepasst, sonst hätten sie kein Labyrinth.
Und dass sie in ihrer Nische erfolgreich sind, verdanken sie eben ihrer Anpassung.
Sie haben bereits in der Vorzeit mit anderen konkurriert. Sie haben sich angepasst und deshalb durchgesetzt.

Zitat:
Auch gab es Beschwerden, daß man Welse zur Haltung nicht unter schlechteren Bedingungen halten sollte als zur Zucht. Warum eigentlich nicht? Die Realität, also der natürliche Lebensraum, sieht doch auch nicht besser aus. Da ist nirgends das ganze Jahr lang pH 6,5, Härte 1°, Temp 28,9°C und Futter im Überfluß.
Prinzipiell ging's hier um die Wasserhärte, wenn ich mich recht entsinne.

Außerdem verallgemeinerst du.

Die großen Klarwasserzuflüsse des Amazonas (Tocantins, Xingu, Tapajos), die die Heimat vieler L-WEls Arten darstellen, entspringen (oder haben ihre Quellflüsse) meines Wissens im Hochplateau von Zentralbrasilien, dass erdgeschichtlich wohl ziemlich alt ist und entsprechend "ausgemergelt", d.h. kaum noch Mineralien hergibt, wenn Wasser durchsickert (Geologen mögen mich bitte berichtigen, wenn ich falsch liege).
Und bei Starkregen läuft soweiso alles oberflächlich ab, und was im Urwald einsickert, dem entziehen die Pflanzen die wenigen gelösten Mineralien, und wenn dieses Wasser dann wieder irgendwo zu Oberflächenwasser wird, dann isses so gut wie entmineralisiert.
Wie soll's da zu großartigen Änderungen bei der Härte kommen?

Beim Weißwassergedöns aus den Anden (erdgeschichtlich relativ junges Gebirge) mag das was Anderes sein, wenn in der Regenzeit das Wasser quasi "verdünnt" wird.

Zitat:
In vielen Fällen ist denke ich das konstante "Optimum" unserer Aquarien ein Problem, warum sich manche Arten nicht vermehren. (Siehe H.-G. Evers' "Trockenzeit Spezial" für manche Corydoras.)
OK. Dann verallgemeinerst du ja wohl doch nicht.

Allerdings, wenn du so argumentierst, würdest du dir dann ja auch die Natur als Vorbild nehmen.
Genau wie ich. Und bei meiner Argumentation bzgl. Wasserhärte und was die kritische Betrachtung der Unterschiede bei Haltung und Zucht angeht hab' ich immer von "Weichwasserfischen" gesprochen bzw. Viechern, "die ganzjährig in ausgesprochenem Weichwasser leben."

Zitat:
Abgesehen davon zweifle ich stark daran, daß Fische, insbesondere Welse, Jahrmillionen brauchen, um sich an hartes Wasser anzupassen. Evolution ist und bleibt ein zufällig gerichteter Prozeß.
Hab' ich ja auch schon in einem vorigen Beitrag relativiert (Jahrmillionen ersetzt durch sehr lange Zeit).
Denn Evolution mag zufällig sein, aber bis aus z.B einer Mutation eines Individuums eine ganze Population wird, die sich durchsetzt, dauert's schon a bisserl.

Zitat:
Bei vielen Arten zeigt sich schon in der ersten Filialgeneration unter "harten" Wasserbedingungen eine
deutliche Fruchtbarkeitssteigerung.
Und bei anderen klappt's überhaupt nicht mehr.

Zitat:
Dies ist für mich dadurch erklärbar, daß sich nur die Tiere fortpflanzen können, die eine höhere Toleranz
gegenüber härterem Wasser haben. Sicher würden aus den Eiern der Wildfänge mehr Larven schlüpfen, wenn man sie in weichem Wasser erbrütet. Aber im harten Wasser entwickeln sich genau die weiter, die toleranter sind. Diese Tiere laichen dann mehr härtetolerante Eier usw. Survival of the fittest,
abiotischer Biotopfaktor Wasserhärte, offenbar kein letaler Faktor, sonst würde sich überhaupt nichts entwickeln.
Von der Argumentation bzw. Erklärung IMHO soweit OK.

Allerdings spielst du (und nicht "Mutter Natur") ja dann praktisch den "Evolutionär", indem du die Tiere mehr oder weniger "zwingst", sich auf hartes Wasser einzustellen (was sie im natürlichen Lebensraum plötzlich von einer zur anderen Geneartion so drastisch sicher nicht müssten).
Und da gibt's sicherlich Reibungspunkte, was das (naturnahe) Erhalten von Arten im Aquarium angeht, dann haste ja praktisch durch deine vorgegeben Bedingungen 'ne Zuchtauswahl getroffen, sowas wie 'ne Rasse erschaffen, u.U. aus einem "Weichwasserfisch" einen "Hartwasserfisch" gemacht.

Schwieriges Thema! Da spielt sicher auch die Philosophie, die jeder so von Aquaristik vertritt, mit rein. Oder auch nicht.

--Michael
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