Hallo,
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letzten Endes stimmen wir doch wohl alle überein, dass die Aquaristik eine Art Wissenschaft ist, oder etwa nicht?
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Bisher hatte ich immer gedacht, es sei eine Liebhaberei, ein Hobby oder so etwas in der Richtung. Von einem Lehrstuhl für Aquaristik habe ich jedenfalls noch nichts gehört.
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Sie bedient sich vieler unterschiedlicher Disziplinen der Naturwissenschaften, vor allem der Biologie (Systematik, Etymologie, Genetik, Futterkunde etc.)
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Langsam mit den jungen Pferden! Was hat denn Etymologie mit Biologie zu tun? Und Futterkunde ist doch eher was für Landwirte.
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und der Chemie (vor allem Wasserchemismus).
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Nicht nur da schwankt es häufig zwischen Rätselraten und Märchenstunde.
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Wie kann nun dieses *Wissen* zum Wohle der Pfleglinge (und zur Freude der Aquarianer) vermehrt werden?
Sicherlich nicht durch Vermutungen, Behauptungen oder Rückschlüsse, die jeder wissenschaftlichen Beweisführung entbehren.
Ich "fordere" u.a. deshalb Biotop Beobachtungen und wissenschaftliche Untersuchungen, weil eben genau diese uns Instrumente zur Hand geben, viele der Fragen, die während einer Diskussion wie z.B dieser aufgeworfen werden, von vorneherein beantworten zu können und als einzige dazu geeignet sind, selbstaufgestellte Vermutungen, Thesen, Theorien und vermeintliche Beweise dafür als falsch (oder eben auch als richtig) einzuordnen.
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Schön und gut.
Aber von wem forderst Du das? Und wer wird Dich erhören? Wenn Du es Dir leisten kannst und einen Weg findest, ein Jahr in den Stromschnellen vom Xingu zu verbringen – nur zu. Die meisten Ichthyologen jedenfalls werden andere Probleme haben, als den Aquarianern irgendwelche Detailfragen aufwändig zu beantworten. Vielleicht gibt es zum Fressverhalten von H. zebra keine Felduntersuchungen, weil schon die Vor-Ort-Erforschung der Populationsgrößen und –veränderungen an der etwas unwirtlichen Umgebung scheitert?
Außerdem gibt es reichlich Material zu anderen Fischen in der Fachliteratur – man muss nur danach suchen.
Obendrein beziehen sich die Aussagen auch zu H. zebra einmal auf die Beobachtungen von Leuten, die meiner Ansicht nach aufgrund ihrer Erfahrung und Qualifikation durchaus die Kompetenz haben, auch einmal Vermutungen zu extrapolieren; andererseits beziehen sich solche Aussagen oft auch durchaus auf Erkenntnisse aus erster Hand. Vor allem sind es die Fänger, die wahrscheinlich sowieso als einzige diese Fische schon öfter im Biotop gesehen und vielleicht sogar einzelne Beobachtungen gemacht haben.
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Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Tiere eine gewisse Anpassungsfähigkeit aufweisen und unter Aquariumbedingungen prächtig gedeihen können. Aber nur die Kenntnis über die natürliche Lebensweise der Tiere in ihrem angestammten Habitat lässt doch wirklich Rückschlüsse darüber zu, was *artgemäss* bzgl. Haltung und Fütterung ist.
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Wozu soll das aber gut sein, wenn die „Tiere ... doch prächtig gedeihen können“? Möchtest Du „prächtig“ steigern? Durch „artgemäß“? Da könnten einem doch dringendere Fragestellungen einfallen.
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Jeder kann sehen, dass ich in meinem Ursprungsbeitrag die Ernährung/Fütterung als *Beispiel* angeführt habe, und zwar als Beispiel dafür, wie oft falsche Schlüsse gezogen werden, aus welchen Gründen auch immer.
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Das behauptest Du zwar, aber ich sehe den Beweis nicht recht erbracht.
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Ich wehre mich gegen die verbreitete Unsitte, Theorien Glauben zu schenken, die von Leuten aufgestellt wurden, die aber auch garnichts zur wissenschaftlichen Fundierung ihrer Theorien beitragen können.
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Unsitte? Theorien? Glauben? Wissenschaftliche Fundierung?
Wo haben wir denn eine essentielle Wissenslücke, um H. zebra glücklich zu machen?
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Wenn z.B jemand sagt, er habe seine Tiere noch nie beim Algenfressen beobachtet, dann ist dass zunächst einmal eins, nämlich nichts anderes als eine Beobachtung, und völlig legitim, das zu äussern. Wenn dieser jemand dann aber glaubt behaupten zu müssen, alle Tiere dieser Art seien reine Fleischfresser, und seine Beobachtung damit kategorisch auf alle Individuen der gesamten Art überträgt, dann ist dieser Schluss erstens mal aus verschieden Gründen unzulässig und zweitens mal falsch, weil es zig andere Möglichkeiten gibt, wie sich die Tiere anderweitig pflanzlich ernähren können.
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Schon recht, eine Einzelbeobachtung ist nicht zu verallgemeinern.
Aber „jemand“? Wenn ich’s mir so ansehe hier, dann waren das schon ein paar Jemande. Und wenn ich das bedenke, was ich sonst gehört und selbst gesehen habe, werden es noch ein paar mehr. Denen allen müsste ich erst einmal nicht glauben, wenn ich Dir hier folgen wollte.
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Aber genau jene Praxis findet man immer wieder in Publikationen.
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Aha. Nur steht da eigentlich nie „mein Fisch macht das so und so, deshalb müssen das alle anderen auch so machen“. Meistens handelt es sich doch um Berichte zur Haltung und Fortpflanzung einzelner Arten, die genau erkennen lassen, worum es sich handelt und wie sie zustande gekommen sind.
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Und das meiner Ansicht nach Verwerfliche daran ist, dass dies die Leute, die das lesen, von eigenen Beobachtungen und Nachforschungen abhält, weil "der grosse xy hat ja geschrieben, dass... , also muss es ja stimmen."
Deshalb auch mein Beispiel mit der "reduzierten Kieferbezahnung" (auf das auch hier noch keiner eingegnagen ist).
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Nana, verwerflich? Und dass das nicht stimmt, kannst Du hier in diesem Forum an beliebig vielen Stellen widerlegt finden. Jeden Morgen Anbetung des heiligen Ingo? Obwohl, so ein bisschen was buddhamäßiges hat er ja schon... :vsml:
Damit meine ich natürlich seine Gelassenheit.
Aber was hättest Du denn nun gerne? Spekulative Diskussionen, wozu eine solche Bezahnung da ist? Oder doch lieber erst die Feldforschung?
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Die Beobachtung ist, dass die Gattung Hypancistrus eine reduzierte Kieferbezahnung hat. OK! Nur wo ist der *Nachweis* für all die Schlüsse, die daraus bzgl. der Ernährung der Tiere gezogen werden. *Warum* haben die Tiere weniger Zähne als Vertreter anderer Gattungen, und *warum* sind die wenigen Zähne offensichtlich schärfer als die von Tieren, die anderen Gattungen angehören. Das Hinterfragen ist doch hier meiner Meinung nach wichtig und bringt die Aquaristik nach vorn, nicht das unreflektierte Übernehmen und stupide Nachplappern, weil man's nicht besser weiss.
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Wenn Du Deine Methode als allein selig machend betrachtest, wirst Du wohl Dein Bündel schnüren und Dich auf den Weg machen müssen.
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Offene Fragen können nur durch adäquates Wissen beantwortet werden, nicht durch Vermutungen. Und das Wissen um das "Warum?" kann nur durch die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens erlangt werden.
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Manchmal kommt man allerdings auch durch Nachdenken auf die richtigen Antworten. Aber ich will Deinen Wissensdrang um Himmels Willen nicht hemmen, also gute Reise und berichte uns dann bitte Deine Ergebnisse.
Nene, Skepsis gut und schön. Aber hier übertreibst Du ein bisschen.
Viele Grüße
Claus