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Alt 28.02.2004, 15:01   #7
Baron Ätzmolch
Ich glotz TV!
 
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Originally posted by Walter@28th February 2004 - 10:41
Da kannst Du mal einen Tag lesen, mindestens ;)
Vielleicht verstehst Du dann auch, warum manche beim Thema L 46 inzwischen ziemlich gereizt reagieren... :tch:
Wobei mich mal interessieren würde...

Bei allem, was so über Hypancistrus zebra geschrieben wird (in Büchern, Zeitschriften, in Online-Foren etc.), wo sind die *wissenschaftlichen* Berichte (mal abgesehen von der Artbeschreibung von Isbrücker & Nijssen)?

Ich meine, mit Verlaub, jeder Hinz und Kunz stellt irgendwelche Thesen zu diesem und jenem auf und behauptet dies und das (was teilweise auch in Publikationen einfach übernommen wird), aber wo ist der wissenschaftliche Nachweis?

Nur ein Beispiel, was die Nahrung angeht: Da wird an mancher Stelle behauptet, Hyp. zebra sei karnivor, an anderer, er sei überwiegend karnivor, an wieder anderer omnivor, ja erst kürzlich habe ich in einem Buch gelesen, er sei reiner Pflanzenfresser (!)

Es mag sein, dass diese Art eine "reduzierte Kieferbezahnung" hat, was häufig dafür angeführt wird, die Tiere ernährten sich überwiegend von tierischer Kost, da diese Art der Bezahnung nicht für das Abweiden von Algenrasen geeignet sei.
Ich pflege diese Tiere bereits seit mehr als 5 Jahren und kann aus eigener Erfahrung berichten, dass sie sehr wohl Algen abraspeln (und gerade auch die adulten Tiere). Und jeder, der die Kotschnüre in Augenschein nimmt, die die Tiere in einem (mit Grünalgen) veralgten Becken absetzen, wird mir Recht geben.
Ausserdem fressen die Tiere bei mir mit Vorliebe Gurke, Zucchini, Kohlrabi, Kartoffeln... (alles roh), und das nicht nur als Ersatznahrung, weil ihnen nichts anderes angeboten würde, nein, ich füttere tagsüber hauptsächlich tierische Kost, und über Nacht gibt's Grünzeug.

Und wer die Frassspuren der Hypancistrus-Kiefer auf z.B. Kartoffeln oder Kohlrabi schon mal gesehen hat, dem ist zweifellos klar, dass diese Tiere sehr wohl dazu befähigt sind, Nahrung abzuraspeln (und das sogar in viel stärkerem Masse als die meisten Ancistrus Vertreter, für die diese Nahrung roh und nicht aufgeweicht viel zu hart ist).
So schreibt Ingo Seidel z.B. auch in seinem Dia Vortrag über die "Zucht ancistriner Harnischwelse" über Hypancistrus zebra Jungfische: "Man sollte es vermeiden, die Tiere in Kunststoff- oder Plexiglasbehältern aufzuziehen, da sie diese mit ihren wenigen aber großen Zähnen nach kurzer Zeit so stark verkratzen, daß man kaum noch hindurch schauen kann." Recht hat er! Junge Vertreter der Gattung Ancistrus, die gemeinhin eher als (hauptsächliche) Pflanzenfresser angesehen werden, hab' ich zumindest noch nie Scheiben zerkratzen sehen.

Hat jemals jemand den Darminhalt von wildlebenden Hyp. zebra untersucht, oder deren Verdauungsenzyme analysiert, was genauere Rückschlüsse auf die (natürliche) Ernährung dieser Tiere gestatten würde?

Die Kieferbezahnung mag ein wesentliches Merkmal zur Bestimmung von Arten und Eingliederung in Gattungen sein, und davon verstehe ich recht wenig, und auf diesem Gebiet gibt es sicherlich viele Experten. Schlussfolgerungen jedoch, die zum Teil von Laien aus diesen Erkenntnissen gezogen werden, sind meiner Meinung nach mit Vorsicht zu geniessen, weil sie nie und nimmer einer wissenschaftlichen Überprüfung stand hielten.

Was ich jedoch damit nur sagen will, ist folgendes: Es wird viel, sehr viel gerade über Hypancistrus zebra geschrieben (und, so kommt es mir oftmals vor, auch viel unreflektiert abgeschrieben und nachgeplappert).
Wenn ein Autor z.B. äussert, die Tiere könnten keine pflanzliche Nahrung raspeln und/oder seien reine Fleischfresser, dann hat er schlicht keine Ahnung.

--Michael
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