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Alt 14.02.2004, 12:43   #4
Ralf Rombach
Wels
 
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Beiträge: 93
Hallo Rolo,

was ist denn hier wieder los ? Streit um des Kaisers Bärte. :vsml: na gut, will auch mal:

Zitat:
Originally posted by Rolo+--></div><table border='0' align='center' width='95%' cellpadding='3' cellspacing='1'><tr><td>QUOTE (Rolo)</td></tr><tr><td id='QUOTE'> Nix "eh schon wissen".
<!--QuoteBegin-Walter


cf. ist eine wahrscheinliche Zuordnung zu einer Art, aber eben keine klare. Ansonsten würde man ja kein "cf." brauchen, "eh schon wissen" :hi:
Es ist nix "wahrscheinliches", sondern besagt eindeutig, daß es dieselbe Art ist. Nur bekommt sie das "cf.", wenn es sich um eine (Lokal-)form handelt, die Unterschiede zu der in der Erstbeschreibung beschriebenen Art aufweist, die in der Erstbeschreibung nicht aufgeführt sind.
[/b][/quote]

Nein Rolo, das ist nicht so, wenn dem nämlich so wäre, wäre jede Art nur und einzig auf den in der Erstbeschreibung genannten oder nicht genannten Typenfundort beschränkt.

Konkret heisst beispielsweise

Hardya cf. tenuis (ist eine Zikade, mit ich mich mal rumgeschlagen habe), daß ich mir als Bestimmer nicht sicher bin, ob die mir vorliegenden Tiere tatsächlich Hardya tenuis sind. Aber ich habe keine weiteren Vergleiche, die Tiere stehen der Hardya tenuis am nächsten.

Konkret: Hardya cf. tenuis könnte also Hardya tenuis sein oder auch nicht, das ist wichtig.

Bleiben wir bei dem Beispiel: Ich habe die Tiere damals nach dem vorläufigen cf. Namen später weiterbearbeitet und sie zusätzlich dem Kenner westpaläarktischer Zikaden vorgelegt. Er prüfte die Tiere ebenfalls nach und wir kamen zu dem Ergebnis, daß es sich um eine neue Art handelt, die in den weiteren Formenkreis von Hardya tenuis gehört.

Leider kann man diese Art nur beschreiben, wenn man eine komplette Revision der westpaläarktischen Arten macht, da komplett neue Merkmalskombinationen zu erarbeiten sind. Da dies mangels a) ausreichender Tiere in den europäischen Sammlungen und b) magels Forschungsmitteln für eigene Aufsammlungen von Nordafrika bis in die russischen Steppen und c) dann auch noch an entsprechenden Stellen an Unis und Museen scheitert, geht man folgenden Kompromiß ein:

Hardya spec. aff. tenuis ( :vsml: ). Bedeutet konkret: Gesichert eine neue, bisher allerdings nicht beschriebene Arte, die Hardya tenuis (als beschriebene Art) nahe steht in der Verwandtschaft.

Es sind da schon Unterschiede, wenn man die Begriffe richtig handhabt, was tatsächlich geht.

Hardya cf. tenuis: Kann sein oder auch nicht
Hardya spec. aff. tenuis: Auf jeden Fall eine neue unbeschriebene Art.

PS: Diese Tierchen sind dann auch mitteleuropäische Endemiten mit Vorkommen in der Eifel, Schwäbischen Alb und Vogesen sdlich von Colmar und der Burgndischen Pforte). Nagut, ob man dann noch von Endenmit spricht ist eine andere Frage. :bhä:


Zitat:

Es reicht formal dafür beispielsweise ein Fundort, der nicht dem in der Erstbeschreibung genannten Verbreitungsgebiet entspricht. Vermutlich öfter der Fall ist, es handelt sich um eine farblich abweichende Form (was mit einem anderen Fundort gewöhnlich einher geht). Sofern diese verschiedenen Lokalformen und Herkunftsgebiete einer Art nicht schon in der Erstbeschreibung mit beschrieben sind (falls das überhaupt möglich ist), muß man für diese das "cf." verwenden.
Nein, definitiv nicht. Blödes Beispiel: Der Holotyp des Homo sapiens war Schwede und whnte irgendwo dort: Typenfundort. Alle Schwarzafrikaner haben abweichende Hautfarbe und Haarkräuselung sie müssen also nach Deiner Annahme korrekt als Homo cf. sapiens genannt werden ? :bhä:

Dem ist nicht so. Typenfundort und Erstbeschreibung sind zwei Angaben, eine vernünftiuge Erstbeschreibung enthält darüber hinaus auch eine Differentialdiagnose, deren Aufageb es unter anderem ist, die Varinaz einer Art zu erfassen, entweder in messbaren Werten oder in verbalen Beschreibungen.

PS: Das ist übrigens eine der Gründe, warum man lieber Typenserien heute verwendet.

Genau diese Varianz ist es dann auch noch, die genetische Fingerprints in der Deutung schwierig machen, wo setze ich da die Grenzen an, nicht jedes Individuum ist in seinen Genen gleich, auch da haben wir ein Kontinuum.

Zitat:

Stellt sich mir nun allerdings die Frage (an die Experten), kann man bekannte, optisch abweichende Fundortformen einer Art in einer Erstbeschreibung mit aufnehmen
Ja, wenn man sie statistisch oder sonstwie als zu der Art zugehörig begründen kann.


Zitat:

und würden diese dann korrekt ohne cf. bezeichnet werden dürfen?
Ja, ohne cf. da es die Art dann ist innerhalb ihrer arteigenen Varianz.

Zitat:

Es gibt schließlich nur einen Holotypus als Definition der Art :hmm:
Klammere Dich nicht so an den Holotypus, er ist der Beleg, aber er ist ein Beleg innerhalb der Varianzbreite.

beispiel: Westafrikanische Buschmänner werden so vielleicht 1,60 m groß (Merkmal statistisch absicherbar), Schimpansen sind so um die 1,50 bis 1,7 m groß. Auch absicherbar. Mitteleuropäre so im Schnitt 1,75-1,80 m, ebenfalls absicherbar.

Logische Folge, der Schimpanse ist näher verwandt mit dem Buschmann als dieser mit den Euroäer. :vsml:

Da das ganze nun einseitig zu Lasten unser dunkelhäutigen Mitbewohner ist: Gorillas werden statistisch 1,7-1,90 m groß. Europäer sind damit nä#her mit Gorillas verwandt als Buschmänner UND Schimpansen.

Du merkst, worauf ich raus will. Nicht Festhalten an starren Kriterien ist gefragt, sondern der Versuch der Erfassung einer Varianz einer Art, je breiter desto besser.

Zitat:

Wie auch immer.. daß es in der Praxis so aussieht, daß diese "cf." und "sp. aff."-Zuordnungen einer gewissen Willkür und damit auch einer Fehlerquote unterliegen, ändert nichts daran, daß der Terminus "cf." FORMAL absolut nichts einer wahrscheinlichen Zuordnung zu tun hat.
Dem ist leider so, nur findet man in taxonomischer Literatur recht selten cf. und spec. aff. und wenn, dann ist es doch begründet oder zu begründen.

Zitat:

Das trifft dann schon eher auf "sp. aff." zu, denn da ist die Art noch unbeschrieben und die spezifizierte Ähnlichkeit zu einer anderen Art könnte darauf hindeuten, daß sie nach geneuerer Untersuchung sowohl als Lokalform dieser Art, als auch als eigene Art klassifiziert werden kann.
Wenn man spec. aff. korrekt anwenden würde, dann ist NACH Prüfung definitv eine neue Art, die man aus anderen Gründen derzeit icht beschreiben kann/will.

Gruss Ralf
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