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Alt 22.04.2010, 05:13   #5
marion
Hexenmama
 
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hab ich vor 10jahren mal zugeschickt bekommen
baba
marion



Der "Gemeingefaehrliche Wels-Verrueckte"
von Ulrico Laesio

Die Ueberordnung der Tierfreunde teilt man in zwei Unterordnungen:
die der "Echten Tierfreunde" und die der "Sogenannten Tierfreunde".
Unter den "Echten Tierfreunden" finden wir wir auch die Unterordnung der
"Vivarianer", die sich aufteilt in die Familien "Terrarianer",
"Meerwasser-Aquarianer" und "Suesswasser-Aquarianer". Letztere enthaelt
die Unterfamilien der "Normalaquarianer" und der "Spezialaquarianer", in
der so bekannte Gattungen wie die "Salmlersuechtigen",
"Barbenbegeisterte", Killikoenner", "Mbunamacher" und last but not least
die "Welsverrueckten" zusammengefasst sind.
Die Gattung der "Welsverrueckten" beinhaltet die beiden Arten "
Normaler-Wels-Fan" und "Gemeingefaehrlicher-Wels-Verrueckter". Der
"normale-Wels-Fan", auch "Bartel-Narr" genannt, haelt Corydoras,
Ancistrus und aehnlich bekannte Welse in Artenbecken. Der viel seltenere
"Gemeingefaehrliche-Wels-Verrueckte" ist die Art, mit der ich mich
naeher befassen will.

Wie rechtfertigt der "Gemeingefaehrliche-Wels-Verrueckte" seine
Existenz? Fragen Sie ihn dazu und er wird in eine Tirade ausbrechen,
dass es so gut wie ueber jede Fischfamilie in jedem Zoogeschaeft fast
zentnerweise Buecher zu kaufen gibt, nur bei Welsen gibt es nicht mehr
als zwei oder drei Buecher und die drei oder vier Taschenbuechlein. In
diesen Buechern steht bei den weitaus meisten Arten nur, unter welchen
Bedingungen sie in Aquarien ausgehalten haben. Er schweift dann ab, wie
interessant Welse doch sind und wie dringend notwendig es ist, dass sie
endlich gezuechtet werden.
Da die oben genannte aeusserst magere Literatur scheunentorgrosse
Luecken aufweist, muss er im Schnitt einmal pro Monat die
Fernleihabteilung der naechstgelegenen Landesbibliothek in Anspruch
nehmen. Ausserdem hat er einige wenige andere Artangehoerige ausgemacht,
mit denen "Kopien satt" ausgetauscht werden, per Post. Die hohen Porto-
und Kopierkosten steckt er ebenso locker weg wie auch, dass er ob seiner
Obsession im Verein herablassend behandelt wird.

Zoohaendler kennen den "Gemeingefaehrlichen-Wels-Verrueckten" auch
unter dem Synonym "Nervtoeter". Er fordert naemlich immer, die an den
Verkaufsbecken angebrachten Namen zu korrigieren, und da bei jedem
seiner Besuche neue Welse da sind, hat er auch immer was zu meckern.
Wenn er dann auch noch mit erhobenem Zeigefinger den Haendler auf die
Existenz von fuenf Baenden "Aquarienatlas" hinweist, schaut sich dieser
Haendler verzweifelt nach einem anderen Kunden um.
"Nervtoeter" auch deshalb, weil er ungeniert in zum Verkauf
ausliegenden Buechern blaettert, um nachzulesen, was er nicht weiss -
soweit das bei den oben genannten Literaturluecken moeglich ist. Er
behauptet mit Inbrunst, er muesse das sofort nachlesen - denn wenn seine
Vermutung stimmt - muss er die Welse sogleich mitnehmen. Bis diese
besonderen Welse das naechstemal importiert werden, kann leicht ein
ganzes Jahr vergehen und so lange kann er nicht warten.
Vorher hat er eine geschlagene Viertelstunde im Gang zwischen den
Beckenreihen gehockt, vor einem der untersten Becken. Da hat der
Haendler naemlich die Beifaenge untergebracht: eine Fundgrube fuer jeden
"gemeingefaehrlichen-Wels-Verrueckten", aber ein Stolperstein fuer jeden
anderen Kunden. Er hört naemlich nicht, wenn man ihn bittet Platz zu
machen.
Er erzaehlt ganz stolz, dass er zuhause ein Artenbecken mit fuenf
Acanthodoras hat. die haben zwar noch nicht abgelaicht, aber er hat
dennoch schon soviel festgestellt, dass er demnaechst vielleicht einen
Artikel darueber schreiben will - als "CATFISH HITS" versteht sich. Ganz
und gar begeistert ist er von seinen Nachtwachen am Becken. Diese werden
in Anzahl und Dauer nur durch die Ungeduld seiner Gattin eingeschraenkt.
Wenn er sieht, dass andere Kunden Sorubim lima oder Pseudoplatystoma
fasciatum kaufen, macht er seinem Unmut ungebremst Luft. Er versteht
naemlich gar nicht, dass man solche Tiere pflegen will, denn in den
ueblichen Heimaquarien, auch wenn sie zwei Meter gross sind; kann man
diese Tiere ja doch nicht zuechten. Wozu kauft man sie denn eigentlich?
Damit sie zuhause in einer (gemessen an ihrer Endgroesse) Pfuetze
dahinvegetieren? Er fordert Heimtierhaltung als "Reservat im Kleinen"
anzusehen.
Wir sehen, der "Gemeingefaehrliche-Wels-Verrueckte" kann als ziemlich
engstirnig gelten. Manchmal ruehrt er jedoch das schlechte Gewissen der
anderen Aquarianer, und das macht seine Gegenwart ab und zu unbequem.
In jeder Zoohandlung gibt es, wenn ueberhaupt, allerhoechstens ein
Exemplar dieser Spezies, es ist also selten. Es bleibt dort immer
allein; es findet keine Artgenossen mit denen es mal plaudern kann.
Helfen wir ihm also aus seine Isolation heraus, zuechten wir Welse!
Haben Sie keine Angst, sie koennten auch so werden. In jeder
Spezialistenfamilie sind die "Gemeingefaehrlich-Verrueckten"
verschwunden, als sie auf Artangehoerige trafen. Sie wurden dann ganz
niormal, als sie immer mehr wurden. Ich hoffe das trifft auch auf den
"Gemeingefaehrlichen-Wels-Verrueckten" zu ..... ich bin naemlich selbst
einer!
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