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Alt 21.07.2008, 19:23   #5
Flundi
Wels
 
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Registriert seit: 04.04.2008
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Hallo und guten Abend,

Danke für die sehr wertvollen Hinweise, vor allem dem mit den Seesternen. Ich habe mich mal hingesetzt und neben Krauses Anmerkungen zum Kupfer auch noch eine anorganische Schwarte durchgestöbert und da wird jetzt einiges klar.

Kupfer (relevant ist das in zweiwertiger Form) kann in löslicher Form als Chlorid, Sulfat oder Nitrat in Lösung stehen. Im neutralen Bereich, da wo wir unser Wasser haben, kann mit dem Kupfer viel passieren, wobei anders als von Krause geschrieben Kupfer nicht als Carbonat ausfällt, da als isoliertes Salz nicht bekannt (so zumindest nach Holleman-Wiberg) wohl aber basische Carbonate wechselnder Zusammensetzung, welche in Anwesenheit von Alkalikarbonaten entstehen können. ( da reden wir aber von pH Werten jenseits 9) Es kann aber im alkalischen Milieu Kupferhydroxyd entstehen, welches langsam unter Abspaltung von Wasser zu Kupferoxyd reagiert. Das ist im neutralen Bereich unlöslich und ist zudem schwarz. Natürlich kann sich Kupfer auch als Komplex in Mulm einlageren, sofern dieser komplexierenden Charakter hat und davon ist eigentlich auszugehen. Aber es gibt da noch andere wichtige Faktoren, welche eine entscheidende Rolle spielen.

Kupfer ist wie bereits erwähnt, leicht zu komplexieren und wird durch Zugabe von EDTA, was Bestandteil vieler Wasseraufbereiter ist komplexiert und ist in dieser Form nicht mehr als toxisch anzusehen. Aber auch Huminsäuren und weitere organische Stoffe (und dazu gehören auch aus Wurzeln herausgelöste Stoffe) haben eine mehr oder weniger starke komplexierende Wirkung.

Leider ist damit aber nicht alles gelöst. EDTA und Verwandte unterliegen auch einem biologischen Abbauprozess und werden den harmlosen Kupferkomplex nicht ewig halten können. Die Idee, einfach EDTA in Mengen ins Aquarium zu kippen ist auch keine gute Idee, denn EDTA komplexiert auch Erdalkaliionen (jeder der einen Gesamthärtetest vollzogen hat, hat letztlich das Ca++ und Mg++ mit EDTA komplexiert, bis der Indikator auch kein CA++/ MG ++mehr hatte und deshalb die Farbe umschlagen ließ) Das gleiche passiert bei deutlichem Überschuss von EDTA nur dann zeitlich in die Länge gezogen mit dem Skellett unserer Tiere.... keine schöne Vorstellung.

Der Prozess der Kupferhydroxydbildung mit folgender langsamer Umwandlung in Kupferoxyd ist sicher stark abhängig vom pH Wert und wird sich in Richtung eines höheren pH Wertes stärker ausbilden. Die Kollegen, welche Ihre Becken bei pH 5 fahren, so behaupte ich, werden keine Cu Ausfällungen und somit auch keine Anreicherung am Boden durch anorganisch basierte Ausfällung haben möglicherweise aber komplexgebunden im Mulm.

Der Prozess des Ausfällens ist aber reversibel. Ein solches "deponiertes" Kupferoxyd ist mit Sicherheit im sauren Fischmagen wieder in Lösung zu bringen und dann ist es toxisch und reichert sich im Fisch möglicherweise noch an. ( Hinweis mit dem Seestern)

Also wäre es doch ideal, im normalen Lebensraum der Tiere kein Kupfer zu haben. Wo kein Kupfer da keine Gefahr für Bakterien und somit für den Eiweißabbau und für die Tiere schon gleich gar nicht.
Kein aufbereitetes Wasser ist hierfür die schlechteste Lösung
EDTA aufbereitetes Wasser im regelmäßigen WW ist da schon besser, aber nicht langzeitlich sicher.
Noch besser sind Osmose- oder entionisiertes Wasser und wohl das Beste ist sauberes Quellwasser einzusetzen.

Und bei der Behandlung von Krankheiten?
Herr Krause meint, dass Kupfer für Bakterien bereits ab Konzentrationen von 0,03mg/Liter kritisch sind für Fische "erst" ab 0,10 mg/ Liter. Das sind doch Chancen zur Heilung bei bakteriellen Infekten, welche man im Ernstfall in Erwägung ziehen kann?

Nur gelten da die umgekehrten Gesetze.

Das Kupfer muß verfügbar bleiben. Also darf ich keinen Wasseraufbereiter einsetzen, sonst ist das Kupfer maskiert. Auch keine Filterung über Torf, kein Bodengrund, keine Pflanzen, kein Schnickschnack, kein Zeolith, nur Glas, Wasser und Luft, gegebenfalls noch 2 gr Kochsalz pro Liter. Je saurer das Wasser, ( aber bitte nicht unter pH 5.0) um so geringer ist die Gefahr, dass Kupferionen als unlösliche Komponenten ausfallen, an den Boden sinken und den Fisch durch Aufnahme überbelasten.

Soweit meine Gedanken aus den zugesendeten Beobachtungen im Forum.

Hieraus schließe ich, dass man zur Behandlung kupferhaltige Mittel nicht bereits im Vorfeld ausschließen sollte, zumindest, so lange diese nicht im "normalen Becken" ihren Einsatz finden und bis gesichert feststeht, dass der Organismus von Loricariidae grundsätzlich gegenüber Kupfer empfindlicher reagiertals bei anderen Fischen.


Nochmals vielen Dank für Euren Input, hat mir für mein Verständnis viel geholfen.

Grüße

Roman
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