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Alt 14.12.2007, 20:32   #6
Baron Ätzmolch
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Zitat von Baron Ätzmolch Beitrag anzeigen
Schön zu sehen, dass sich auf dem Trockenfuttermarkt anscheinend doch noch einiges (innovatives) tut.
Bin gespannt, ob (und ggf. wie) die anderen Hersteller reagieren.
Mahlzeit!

Ich kram den Uralt-Thread nochmal aus, weil's manchen vielleicht interessiert, zumal gerade gestern auch wieder über Fütterungsfragen, Nährwert und Zipp und Zapp diskutiert wurde, und weil's hier im entsprechenden Unterforum auch einen gepinnten Thread über die Rohstoffe und Qualitätsanalysen von Trockenfuttermittel gibt.

Vor ca. 4 Jahren hat also die Fa. Tetra ihre Premiummarken TetraPro vorgestellt, mit dem optimierten Protein-Fett Verhältnis etc pp. (siehe oben).

Als Hintergrund nochmal dazu:
In der Nutzfischzucht hatte man vor längerer Zeit schon Versuche mit industriuell hergestellten Futtermitteln gemacht und dabei festgestellt, dass die Tiere bei Fütterung mit proteinreichem Futter, das allerdings relativ wenig Fett enthält, vermehrt Ammoniak ausscheiden, was allerdings nicht erwünscht ist, weil dann die Futterverwertung nicht so gut ist und das Wasser unnötig belastet wird (Nitrifikation etc.).

Ursache dafür:
Wenn zu wenig Fett im Futter vorhanden ist, werden die Aminosäuren aus den Proteinen vermehrt zum Energiegewinn im Betriebsstoffwechsel herangezogen, und vermindert zum Aufbau körpereigener Substanz (Baustoffwechsel). Dies erfolgt unter Abspaltung der Aminogruppe (-NH2), daher stammt dann die verstärkte Ammoniakausscheidung. Der Rest der Aminosäuren (C-Körper) wird dann unter Energiegewinn oxidiert.
Wird aber der Fett-Anteil im Futter erhöht, dann stehen diese Fette u.a. für die Energiegewinnung bereit, die Aminosäuren gehen in den Baustoffwechsel, körpereigene Substanz wird (schneller) aufgebaut, weniger Ammoniak ausgeschieden, das Wasser bleibt unbelasteter, und darauf kommt's in der Nutzfischaufzucht nunmal an - schnelles Wachstum bei möglichst hoher Besatzdichte, also hohe Produktivität.

Und da hat man dann also herausgefunden, dass für diesen ganzen Zusammenhang das Protein:Fett Verhältnis ausschlaggebend ist, und das sollte optimalerweise in etwa 3:1 bis 4:1 betragen.
Außerdem bewegen sich auch die Werte vieler natürlicher Fischnährtiere wie Insektenlarven, Kleinkrebse etc. in diesem Bereich.

Was haben aber Nutzfische mit tropischen Zierfischen zu tun? - Nun, (ernährungs-)physiologisch isses einerlei.

Zierfischtrockenfutter älterer Generation hatten durchgängig einen Proteinanteil von 40-50% und ca. 5-8% Fett, Protein:Fett Verhältnis also bis 10:1, im Hinblick auf oben erwähnte Zusammenhänge also eher weniger optimal.
Was aber auffällt ist folgendes: Seit es die TetraPro Futter gibt, ziehen auf dem Markt neue Anbieter oder etablierte Hersteller mit sog. Premium-Marken offensichtlich nach.

Beispiele: Zwei ganz neue Anbieter von (Süßwasser-)Zierfischfuttermitteln in den letzten Wochen/Monaten:
Red Sea mit den Produkten "TropiGro-Süßwasser" (Protein:Fett 52,5:12,5) und "TropiGro-Cichlid" (50,9:15,2) und die Fa. Söll mit einer ganzen Produktpalette: "Colour flakes" (42:18), "Power flakes" (44:18), "Cichlid flakes" (40:17), "Ciclid pellets" (35:11) etc. etc.

Auffällig: Fettanteil im Futter (im Gegensatz zu älteren Produkten anderer Hersteller) erheblich höher, Protein:Fett Verhältnis durchgängig im Optimalbereich.

Und damit und den Konsequenzen daraus wird dann auch folgerichtig geworben, z.B.

Red Sea: "[...] TropiGro Cichlid [...] reduziert Abfallstoffe und trägt dazu bei, eine exzellente Wasserqualität zu erhalten."
Söll: "Das optimale Protein/Fettverhältnis sorgt für bessere Verdaulichkeit, besseres Wachstum bei weniger Ammonium/Ammoniak- und Nitritbelastung."

Offensichtlich ein Beispiel dafür, dass sich auf dem Zierfischfuttermarkt noch was tut und Beleg dafür, dass Werbesprüche nicht immer nur Sprüche sein müssen, sondern dass auch was Fundiertes dahinter stecken kann.
Erfrischend, dies festzustellen, IMHO, gerade in der Aquaristikbranche.

--Michael

P.S. Die Qualitätsanalyse des ganz normalen Tetra Min Flockenfutters, neueste Ausgabe, weist jetzt einen Fettgehalt von 10% (vormals 8%), bei gleich gebliebenem Proteingehalt, aus.
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