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Alt 13.12.2007, 08:17   #10
Borbi
L-Wels Gott
 
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Registriert seit: 27.03.2005
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Moin Udo,

zu "überbrühen vs. vertrocknen":
Bei den zwei Methoden würde ich dem Vertrocknen den Vorzug geben. Allzu lange wirst Du die ja nicht stehen lassen. Dann haben die auch nicht so viel Zeit, zu verwesen und dabei an Nährwert zu verlieren. Ein bisschen werden sie zwar verlieren, schon allein, weil sie an der Luft etwas oxidieren werden.
Beim Überbrühen würdest Du aber wahrscheinlich viel kaputtmachen, vor allem komplexere Vitamine. Komplexe Moleküle wie Proteine, Vitamine usw. gehen bei hohen Temperaturen kaputt (denaturieren), deshalb ist Fieber jenseits 42°C auch tödlich. Beim Eierkochen passiert genau das Gleiche. Das Eiweiß/-gelb denaturiert.

Ich wäre allerdings eher für Variante 3:
Einfrieren. Spül die Artemia mit Leitungswasser und friere den "Brei" mit möglichst wenig Wasser ein. Dabei werden zwar auch Nährstoffe verloren gehen, da einige Zellen beim einfrieren platzen werden und deren Inhalt sich dann beim Auftauen im AQ-Wasser verteilt.
Dafür hast Du einige unschlagbare (IMHO) Vorteile: Du kannst am Wochenende einen Artemia-Marathon einlegen und Portionen für die ganze Woche einfrieren und kannst fleißig arbeiten gehen anstatt erstmal morgens ne halbe Stunde mit Salzwasser zu planschen, wenn Dir danach ist.
Das Zeug lässt sich dann ziemlich anständig portionieren, wenn Du die Artemia in dünnen Lagen einfrierst. Und die gefroreren Artemia dürften genauso leicht auf den Boden sinken wie die Vertrockneten. Bloß musst Du Dein Sieb nicht jedesmal sauberpopeln.

Zum Wachsen:
Ich halt´s da mit dem Ätzer. Solange die Wasserqualität konstant sehr gut ist, dürften Loricariiden auf kleinem Raum, im Futter stehend, schneller wachsen. Das "im Futter stehen" bringt dabei aber ein paar Probleme mit sich. Im Grunde kann man sich in so einem Becken die Filterung sparen. Denn es fallen so konzentriert und unregelmäßig Abfallstoffe an, dass ein Filter die gar nicht bewältigen kann. Deshalb: wenn das "anständig" funktionieren soll, muss man 1/2 Stunde nach dem Füttern den Boden penibel sauermachen, das heißt, bei 3*täglich füttern auch 3*täglich kurz danach Teilwasserwechsel. Wenn man das einhält (und vor allem: einhalten kann, ist nämlich schwierig zu organisieren für voll berufstätige Leute), dürfte man Wachstumsraten vergleichbar mit denen des Ätzers erreichen können.
Wenn Du allerdings in einem sehr kleinen Becken die Jungfische morgens in´s Futter stellst (alles, was nach 30 Min. nicht gefressen ist, wird sowieso nur das Wasser verderben) und abends dann (am besten vor der Fütterung) den Boden nochmal absaugst und meinetwegen 50% WW machst, ist das nicht vergleichbar. Denn über den Tag dürften sich eine Menge Abfallstoffe im Wasser angesammelt haben. Da müsste man mal mit einem sehr empfindlichen Nitrit-Test (nicht die im Handel erhältlichen; richtig empfindlich!) den Verlauf der NO2-/NO3- Konzentration verfolgen. Ich bin sicher, unter diesen Bedingungen würde man deutlich (das heißt: messbar) geringeres Wachstum feststellen, egal wie hochwertig das Futter ist.
Zumindest berücksichtigt werden sollte auch, dass sich in einem kleinen Becken Wachstumshemmer sehr viel schneller/stärker anreichern. Dazu sei auf die Webseite von Uwe Splett verwiesen.

Zu dem Einwurf von Reinwald: das ist IMHO nicht wirklich miteinander zu vergleichen, siehe meine Ausführungen oben: Deine Beobachtung ist wahrscheinlich (nur meine Meinung) darauf zurückzuführen, dass die Jungfische im Elternbecken "weniger konzentriert" sind. Weniger Wachstumshemmer, weniger schwankende Wasserwerte. Und wenn Du im Elternbecken auch noch ein paar Mulmecken erlaubst, gibt es zumindest prinzipiell immer auch was zu fressen. Ich bin überzeugt, dass diese Faktoren die konzentriertere Fütterung "kompensieren" können.

Insofern halte ich die beiden Ansätze nicht für direkt vergleichbar. Um aussagekräftige Zahlen zu kriegen, würde ich folgendes vorschlagen (@Udo):
Teile eine Brut in zwei Gruppen. Die eine Gruppe kommt in ein 40*40 Aufzuchtbecken. Die zweite Gruppe kommt in einen gleichgroßen Einhängekasten, der in einem ansonsten unbesetzten 200L-Becken (z.B.) hängt. Und dann werden die Fische identisch gefüttert. Dann weißt Du, welchen Einfluss konstante(re) Wasserwerte und größeres Wasservolumen auf das Wachstum haben. Und im zweiten Versuch könntest Du dann wieder ein Gelege in zwei Gruppen teilen. Die eine Gruppe wird im Einhängekasten am 200L-Becken großgezogen. Die zweite Gruppe wird direkt im 200L-Becken großgezogen. Dann weißt Du, welchen Einfluss die konzentrierte Fütterung auf das Wachstum hat.

Viel Spaß beim Experimentieren!

Grüße, Sandor
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"What gets us into trouble is not what we don´t know.
It´s what we know for sure that just ain´t so."
--Mark Twain
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