Hallo Maik,
einige Anmerkungen.
> Man kann sicherlich keinen paleatus, der schon seit 100 Jahren in Aquarien
> lebt, der also keinen Bezug mehr zur Natur hat, mit einem Wildfang
> concolor vergleichen.
Warum nicht, so schnell läift Evolution nun nicht ab. Ich ziehe sterbai Wildfänge nach und im gleichen Becken paleatus, beide zeigen das gleiche Desinteresse an ihren Eiern.

der eine Dauerlaicher, der andere Saisonlaicher. Nein, so einfach ist es auch nicht.
> Ein Fisch, der nur einmal im Jahr Eier legt, der also rund 10 Monate
> unterschiedlichste klimatischen Bedingungen durchlebt, der dem Feinddruck
> ausgesetzt ist, der Schwankungen im Nahrungsangebot hinnimmt, der legt
> nicht Eier und frisst Sie dann wieder!
Ein Fisch, der pro Laichphase bis vielleicht 200 Eier, sehr dottereich legt, frisst grundsätzlich nicht seine Eier, das wäre im Sinne der Energienutzung vollkommen ineffektiv. Wenn überhaupt laichräberisches Verhalten vorkommt, dann ist die bei pelagischen Arten mit Reproduktionszahlen von 1000den bis in die Mill. vorhanden. Dort sind die Verluste, die enorm sind, über 99 %, regelrecht in der Masse einkalkuliert, nur sind diese Eier aus energetischen Gründen dotterarm und es entwicklen sich die selbsternährenden Junglarven sehr sehr schnell.
Dotterreichtum, langsamere Entwicklung sind Vorstufen zur
a) Verringerung der Verlustzahlen,
b) Voraussetzung für evolutiv später einsetzende Brutpflege
c) im Idealfall die Verlagerung der Brutpflege in den Körper, meist des Muttertiers. Wenn dann postnatal die Verluste wieder enorm sind, wird das mit erhöhten Geburtenzahlen kompensiert, z.B. lebendgebärende Zahnkarpfen, und auch hier bei weitem nicht alle.
> Man sieht ja auch hier im Forum, dass es Leute gibt die Laichfresser
> kennen, andere sagen „meine Pw fressen keinen Laich“.
Den "Fehler" oder besser die Unterschiede beschreibst Du nachfolgend treffend:
> Ich denke es liegt am nicht optimalen Laichplatz. Im Aquarium können die
> Tiere eben unter Umständen nicht den optimalen Platz für ihre Eier finden.
In der Tat, das ist der tiefere Grund. Man kann es so gut wie mit jeder züchtbaren PW-Art probieren (mancha Langschnäuzer und auch Brochis zeigen sich bei mir bisher zuchtresistent). Große Artbecken ab 500 l aufwärts, Trupp von 30 Panzerwelsen rein, abwarten, stimulieren, beobachten, da wird nichts gefressen, zumindest bei allen, die ich bisher gezogen habe.
Wenn ich Besatzdichte allerdings erhöhe und dann unterschiedliche Stimulationsfähigkeiten und -phasen voraussetze, nicht alle Panzerwelse auch einetr Art sind zeitgleich laichwillig, dann kommt es wegen Platzmangel und Laichplatzmangel zum Fressen. Wenn man aber genau beobachtet, sind es oftmals die Tiere, die nicht gelaicht haben, die Eier fressen.
> Sie fressen sie, weil „sichtbare“ Eier Feinde anlocken oder weil die Welse die
> aufgewendete Energie (zum Ablaichen) wieder zurückgewinnen wollen (Eier
> sind sehr nahrhaft)
Nein, dies setzt höhere "intellektuelle" Fähigkeiten im Sinne der Brutpflegeffizienz voraus. Das gibt es, aber nicht bei Panzerwelsen, bei Cichliden kommt das vor.
> oder weil vielleicht die Bedingungen für die Brut nicht optimal erscheinen und
> der betriebene Aufwand in keinem Verhältnis steht (die Jungen verhungern
> sowieso, also fresse ich die Eier lieber und gewinne die Energie zurück).
s. zuvor.
> In der Natur macht keiner etwas umsonst, wir erkennen nur eben den Sinn
> und Zweck nicht immer.
Yep.
gruss Ralf