Thema: Futterdebat
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Alt 22.03.2007, 16:06   #4
FirstFish
Babywels
 
Registriert seit: 22.03.2007
Beiträge: 2
moin, moin,


musste ich mich doch glatt hier anmelden, ist ja gaaar nicht meine Baustelle ... hmmm

Dass im Bereich „Fütterung von Zierfischen“ immer mal wieder mit Vorwürfen einer angeblich wissenschaftlichen Haltlosigkeit herumgeworfen wird, daran bin ich ja inzwischen gewöhnt. Wahrscheinlich weil in der Tat ein Großteil aquaristischen Wissens mangels Analyse "nur" auf Erfahrung beruht.
Auch daran, dass einige Aussagen – offenbar mangels Fachwissen oder Unglauben - per se ins Fabelreich verwiesen werden.

Auf die Erbsen-Geschichte geh ich mal nicht weiter ein, ich würde mich hier wiederholen
Zumal der Bereich auch von Lars Dettmann, der ja einigen als Fachbuchautor oder aus verschiedenen Diskussionen bekannt sein dürfte, gegengelesen und für korrekt befunden wurde.
Und bevor nun gleich wieder die ersten anfangen, "ja der kommt ja auch aus der Aquakultur, ist doch was ganz anderes".

Hab ich auch früher gedacht, stimmt aber nicht. Fisch ist nunmal Fisch. Und da es in der Aquaristik mangels monetären Nutzens kaum spezielle, wissenschaftliche Analysen gibt, greift man halt auf vergleichbare aus der Aquakultur zurück. Die großen bekannten Futterhersteller machen es auch nicht anders. Wieso auch eine aufwendige Studie betreiben, wenn sie bereits anderweitig erfolgt ist?


Zitat:
Zitat von Depp Beitrag anzeigen
mal eine andere Frage:
Wer mißt denn den Blutzuckergehalt bei Fischen ? haben die Spucke bzw. die darin enthaltenen Enzyme ?
Oder ist das nur "mal wieder" so eine "Übertragung" aus der Säugetiermedizin (incl. Homo sapiens) auf die Fische ?
... gut, das du das alles mit Fragezeichen versehen hast

Nein, es ist keine Übertragung aus der Tier- o. Humanmedizin. Zwar ist die Bestimmung des Blutzuckerspiegels oder des Glycogengehalts der Leber für den einzelnen Aquarianer zu aufwendig (BAUER, 1991), möglich ist sie aber und wird auch durchgeführt.

Z.B. von der Abteilung für Physiologie des Biologischen Instituts für Tierphysiologie der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Sarajevo:

Zitat:
…Die Glucosekonzentration im Blut weist durchschnittlich für beide Geschlechter der Aesche im Laufe der Jahreszeiten die höchsten Werte im Sommer, die niedrigsten hingegen in den Wintermonaten auf. Der Leberglycogengehalt hat die höchsten Werte im Frühjahr, die niedrigsten im Winter bzw. im Herbst.
Der Glucosespiegel ist in beiden Geschlechtern gleich. Der Leberglycogengehalt ist beim Weibchen meist größer als beim Männchen.
Die jahreszeitlichen Schwankungen der Glycose im Blut der Bachforelle sind durchschnittlich bei beiden Geschlechtern kleiner als bei der Aesche. Sie gehen fast parallel mit den Glycogenschwankungen der Leber. Die höchsten Werte der Glucose wie des Leberglycogens sind im Sommer zu beobachten, die niedrigsten im Winter.
Die Differenzen in Glucosespiegel und Leberglycogengehalt zwischen den Geschlechtern sind unbedeutend…
… oder von Prof. Dr. Kurt Schreckenbach vom Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam:

Zitat:
Deutliche Stressreaktionen der gehälterten Fische, wie z. B. die Erhöhung des Blutzucker- und Milchsäuregehaltes, in den ersten 4 Stunden liegen innerhalb des normalen physiologischen Anpassungsbereiches der Fische und sind mit Belastungen vergleichbar, wie sie auch in den natürlichen Gewässern bei der Flucht vor Raubfischen oder fischfressenden Vögeln auftreten. Sie dienen der Anpassung an die Bedingungen und klingen im Verlaufe einer 8-stündigen Hälterung wieder deutlich ab…


... und das sind nur zwei Beispiele, die ich auf die Schnelle gefunden habe. Es gibt noch ausführlichere Abhandlungen dazu, in denen sogar Leberglycogene in Korrelation zu Ernährungsgewohnheiten von Fischen gestellt werden.


Zitat:
Zitat von Depp Beitrag anzeigen
Auch wenn ich andere Teile des Textes lese, dann kommt es mir so vor, als ob da viel "abgeschriebenes" und "zusammengetragenes" steht (z.B. mal wieder Behauptung zu Tubifex bezgl Schadstoffen...wer hat die denn mal gemessen ????)
Och, das waren so einige, BREMER z.B., oder MELLER in seiner Doktorarbeit:

Zitat:
Seit langem ist bekannt, dass Tubificiden Chemikalien aus dem Sediment anreichern.
Sowohl zur Akkumulation von hydrophoben Substanzen (z. B. Oliver 1987, Lotufo &
Fleeger 1996, Egeler et al. 1997) als auch zur Anreicherung von Schwermetallen wurden
etliche Untersuchungen publiziert (z. B. Klerks & Bartholomew 1991, Rosso et al.
1994).
... etc.pp.
Abgesehen davon habe ich Tubifex auch nicht pauschal als "belastet" dargestellt.
Und da ich selbst, wie wohl die wenigsten Aquarianer, kein promovierter Wissenschaftler bin, greife ich naturgemäß auch auf Abhandlungen entsprechender Fachkapazitäten zurück bzw. zitiere daraus. Wo ist da das Problem?


Zitat:
Zitat von Depp Beitrag anzeigen
...und geht man nach unten, dann steht als Quellenverweis in der Tat eine Internet-Diskussion....
... nicht als Quelle, sondern als initialisierender Prozess. Abgesehen davon, worin liegt der Unterschied zw. einer fachlich geführten Internetdiskussion, einer entsprechenden Diskussion im AQ-Verein oder einem Fachgespräch auf einer Messe? Gut, es gibt im Internet genug Verbreiter gefährlichen Halbwissens, speziell in Foren. Aber deshalb gleich rundum einer "Internet-Diskussion" einen negativen Touch zu verpassen halte ich für verfehlt.


Zudem bin ich einerseits keiner von der Sorte, der zugetragene Informationen ungeprüft übernimmt. Ich versuche zumindest unter Zuhilfenahme aller möglichen Mittel die Informationen hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes und ihrer Relevanz zu überprüfen. Das Ergebnis ist dann ein entsprechend aufbereiteter Artikel oder Passus auf meiner Website.
Andererseits bin ich nicht der Weise aus dem Morgenland und lasse ich mich durchaus auf Fehler hinweisen und korrigieren – sofern die Argumentation stichhaltig und nachprüfbar ist.

Für konstruktive Kritik bin ich immer dankbar, zeigt sie doch, dass sich jemand mit der Materie auseinandersetzt. Wäre dem nicht so, müsste ich mir überlegen, ob die Arbeit und Zeit für die Website überhaupt sinnvoll eingesetzt ist

cheers

Ingo Bertelmann

IRG-Nr. 264 (Internationale Ges. f. Regenbogenfische)
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