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Karsten S. 18.10.2018 17:00

Neues aus Surinam
 
Hallo zusammen,

dieses Jahr war ich nun schon zum vierten Mal in Surinam und auch dieses Mal haben wir noch neue Arten gefangen, die wir in den Vorjahren nicht gefunden haben, bzw. nicht an diesen Stellen gefangen haben.
Erstmals habe ich auch am oberen Marowijne, bzw. genauer Tapanahony/Palumeu gefischt und dort natürlich auch einige für mich neue Arten entdeckt.


Farlowella reticulata, Tapanahony


Otocinclus mariae, Tapanahony

Auch wenn beide Gattungen in der Aquaristik gut verbreitet sind und auch in der Natur stellenweise recht häufig vorkommen, sind diese beide Arten in Surinam eher selten zu finden. Umso glücklicher waren wir, dass wir von beiden eine für Zuchtversuche außreichend große Gruppe fangen konnten.

Auch Parotocinclus sind in der Aquaristik durchaus keine Unbekannten, am Tapanahony wie auch am Gran Rio haben wir jedoch Formen gefangen, die jeweils eine unbeschriebene Art darstellen sollten, eventuell die gleiche.

Die Form vom Tapanahony wurde bereits während einer Expedition 2012 nachgewiesen (Mol & Wan Tong You, 2013) und nachfolgend als Parotocinclus aff. collinsae bezeichnet.


Parotocinclus aff. collinsae, Tapanahony

Die Form vom Gran Rio sieht auf den ersten Blick erstmal sehr ähnlich aus:


Parotocinclus aff. collinsae, Gran Rio

Direkt nach dem Fang hatten beide eine rotbraune Grundfärbung, die leider sehr schnell verblasst.
Wir haben sie jeweils syntop mit einer weiteren Zwergart gefunden:


Curculionichthys? sp. vom Tapanahony


Curculionichthys? sp. vom Gran Rio

Die Form vom Tapanahony wird in der oben schon erwähnten Arbeit als gen. nov. sp. n. Parotocinclus bezeichnet, also demnach eine unbeschriebene Art & Gattung, die an Parotocinclus erinnert.
Ich denke, dass die Art(en) in die recht neue Gattung Curculionichthys (Roxo et al. 2015) gehört.


Von den Parotocinclus & Curculionichthys haben wir jeweils in großen Stückzahlen fangen können.
Glücklicherweise sind sie auch fast alle lebend hier angekommen und sie stehen allesamt gut...

Gruß,
Karsten

MarkusK 19.10.2018 06:19

Moin Karsten,

Sehr schön, danke für deine Erfahrungen.
Letzter Absatz erfreut mich natürlich sehr!

PS: sieht man sich eigentlich beim Salmler Symposium?

Walla 20.10.2018 05:30

Hallöchen Markus,


ich werde dort sein, wenn nichts dazwischen kommt. Angemeldet hatte ich mich jedenfalls schon mal.


Liebe Grüße
Wulf

Fischray 20.10.2018 07:21

Hi

Zitat:

Von den Parotocinclus & Curculionichthys haben wir jeweils in großen Stückzahlen fangen können.
Glücklicherweise sind sie auch fast alle lebend hier angekommen und sie stehen allesamt gut...
Das hört sich schon mal sehr vielversprechend an.
Inzwischen wurden viele von den kleinen Arten auch schon vermehrt.
Sie brauchen zwar dazu je ein eigenes Becken, aber man kann hoffen, dass auch hier die Nachzucht klappen könnte.


Zitat:

PS: sieht man sich eigentlich beim Salmler Symposium?
Beim letzten Mal war ich schon dabei und diesmal natürlich ebenfalls.

Gruß Ralf

Karsten S. 20.10.2018 16:33

Moin,

ich habe es noch nicht final entschieden, aber die Chancen steigen...


Auch wenn es schön ist, neue Arten zu fangen, freut man sich natürlich auch immer über alte Bekannte:



Parotocinclus britskii, Biotopaufnahme im Nickerie River

Gruß,
Karsten

Karsten S. 21.10.2018 16:01

Hi,

nachdem das Unterforum ja eigentlich "Lebensräume der Welse" heisst...

Die zunächst gezeigten Otocinclus, Parotocinclus, Farlowella & mutmaßlichen Curculionichthys vom Tapanahony stammen (fast) alle aus dem gleichen Creek zwischen Paleloetepu (Flugplatz Tepoe) und Palumeu:



Das Wasser war hüft- bis brusthoch mit teilweise ganz ordentlicher Strömung bei 25-26 °C, was den Fang teilweise deutlich erschwerte.
Die kleinen Welse saßen alle vereinzelt im Geäst umgestürzter Bäume oder ins Wasser ragender Ufervegetation.

Die kleinen Welse vom Gran Rio stammen überwiegend von einem ähnlichen Biotop, ein Creek mit ordentlich Strömung, hier haben wir sie sogar überwiegend direkt an/in einer Stromschnelle gefangen:



Je nachdem wo und wie wir genau gefangen haben, hatten wir dort eher Paralithoxus, juv. Guyanancistrus, Bodensalmler, Parotocinclus oder Curculionichthys im Netz.


Nachdem ich inzwischen weiß, dass die nicht besonders groß werden, habe ich diesmal mir auch ein Grüppchen Imparfinis pijpersi vom Nickerie mitgenommen:



Nicht mehr ins Gepäck gepasst haben die hier:


Centromochlus punctatus

und


Tatia brunnea.

Haben wir beide am Tapanahony gefangen und sie werden vermutlich in den nächsten Wochen importiert...

Gruß,
Karsten

Karsten S. 26.10.2018 18:14

Hi,

da schon Cory-Bilder vermisst wurden...
Wir haben natürlich auch Corys gefangen.

Für mich neue Arten haben wir nur am Tapanahony gefangen. Gestartet haben wir unsere Tapanahony-Tour bei Peleloetepu, dort ist eine Start-/Landepiste. Der Tapanahony ist dort relativ breit und zumindest in der Trockenzeit mit recht wenig Strömung:



Am Ufer hatte es stellenweise Sandboden, Bäume und Totholz erschwerten allerdings den Fang, so dass das Zugnetz nicht zum Einsatz kam:



Dort haben wir mit Keschern auch gleich die ersten Corys gefangen.
Zunächst nur viele sehr kleine, ganz überwiegend CW015 = CW047.
Die adulten Tiere waren im zu tiefen Wasser, als dass man sie sinnvoll hätte fangen können. Nachts kamen diese wie erwartet ins flache Wasser und haben an geschützten Stellen geschlafen, so dass der Fang mit Tauchmaske und zwei Aquarienkeschern recht einfach war.
Aber dort gibt es nicht nur die Kurzschnäuzer, sondern auch diese:





Gruß,
Karsten

Karsten S. 28.10.2018 22:03

Hi,

im Marowijne/Maroni River gibt es insgesamt laut der Checkliste von Mol et al. 4 Lithoxus-Arten, genau genommen sind diese nun wieder Paralithoxus.
Mindestens zwei Arten haben wir am Tapanahony/Palumeu gefangen.
Sehr interessant finde ich wie unterschiedlich die Arten frisch gefangen und später im Aquarium aussehen.

In den Stromschnellen des Tapanahony haben wir diese grünmetallisch schimmernde Art gefangen:



Im Aquarium ist diese Art mit Adipose immer noch sehr schick:



Die zweite Art hat keine Adipose, von dieser haben wir nur wenige gefangen. Diese haben wir nicht in den Stromschnellen gefangen, sondern einen in einem Baum an einer Stelle mit guter Strömung und einen zweiten an einer Stelle mit kaum Strömung.



Hier ist die Wandlung noch extremer:



Die für den Marowijne gelisteten Arten ohne Adipose sind Paralithoxus pallidimaculatus und Paralithoxus surinamensis, die beiden Arten mit Adipose Paralithoxus stocki und Paralithoxus planquettei.
Das muss ich mir nochmal näher anschauen...

Gruß,
Karsten

Karsten S. 29.10.2018 19:27

Hi,

nach Jan H. Mol & Kenneth Wan Tong You in "Fishes of the Palumeu River, Suriname", 2013 sollte es sich um Paralithoxus planquettei und Paralithoxus surinamensis handeln.

Ich habe da allerdings Zweifel. Laut Erstbeschreibung sehen Paralithoxus surinamensis so aus:
Zitat:

Easy to be distinguished by the lacking adipose fin and rather uniform colouration...
Colour light brownish, occasionalIy with vague, rather wide darker crossbands, the lower surface creamy to almost white. AlI fins, except adipose and anal, often with indications of bars, about three on dorsal, up to three on caudal, up to five on pectorals and ventraIs.
Das passt von der Färbung her -- insbesondere die der Flossen -- gar nicht, die Paralithoxus vom Grandam, Gran Rio in Surinam (Typuslokalität) sehen auch deutlich anders als unsere Paralithoxus ohne Adipose vom Tapanahony aus. Noch sind meine Exemplare vom Tapanahony recht klein, mal schauen wie die in groß dann aussehen, ob wenigstens die morphometrischen Maße einigermaßen passen...

Paralithoxus planquettei passt da für die Art mit Adipose schon deutlich besser. Ich werde aber von beiden Tapanahony-Arten mal Flossenschnipsel an Nathan Lujan schicken.

Gruß,
Karsten

Karsten S. 31.10.2018 19:37

Hi,

an dem Creek zum Gran Rio haben wir wie gesagt auch einige Paralithoxus gefangen und zwar diese (ohne Adipose):



Dabei sollte es sich um P. pallidimaculatus handeln, Herkunft und Färbung passen sehr gut.

Zitat:

Zitat von Erstbeschreibung
Colour rather light brownish with several small, round, now almost white spots on head, back and peduncle. Lower surface creamy to light brown. Fins slightly dusky with a few indications of bars, the caudal with a darker base slightly extended along median rays, a darker margin and a submarginal transverse bar.

Gruß,
Karsten


P.S. Und ja, ich komme auch zum Salmler-Symposium.


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