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Vollständige Version anzeigen : Zuchtbericht Zum L134


Jost
21.12.2003, 17:18
Zuchtbericht L134 von Jost Borcherding

Am 2.10.03 wurden 4 ca. 6 cm große L134 (vermutlich zwei Männchen und zwei Weibchen) von einem befreundeten Aquarianer (danke Andreas :kiss: ) übernommen und zu Hause in ein Aquarium eingesetzt. Das Becken ist 160 cm lang, 50 cm hoch und 60 cm tief (brutto 480 l). Durch eine Matte ist das Becken in zwei fast gleich große Kompartimente unterteilt. In der einen Hälfte sitzt ein Trupp Brochis splendens sowie ein ca. 12 cm großer L018. Die zweite Seite (Grundfläche rund 60x65 cm) steht fast ausschließlich den 4 L134 zur Verfügung, zusätzlich ist nur noch ein ca. 15 cm großer L124 im Becken. Bis zum Besatz mit den L134 wurde das Becken ausschließlich mit Brunnenwasser (knapp 7 °dGH, Leitfähigkeit rund 450 µS/cm, pH 7) bei einer Temperatur von etwa 25 °C betrieben (Heizung zentral über Raumheizung).

Nachdem ich die adulten L134 eingesetzt habe, wurde nur noch mit Regenwasser gewechselt, in etwa alle 1 bis 2 Wochen jeweils rund 20%. Der pH lag dann etwa bei 5,5 zeitweise auch niedriger oder selten auch mal etwas höher. Die Leitfähigkeit liegt seitdem immer unter 300 µS/cm. Gefiltert werden beide Kompartimente über separate und entsprechend dimensionierte HMF’s, die mittels Lufthebern betrieben werden. Eingerichtet ist das Becken mit einigen Morkienwurzeln, ein paar Tonhöhlen und wenigen Pflanzen (Javafarn, Anubias), das ganze auf Sandboden. Mit den Welsen wurden auch 4 speziell gefertigte Welshöhlen aus Ton (einseitig offen, rund 10 cm lang, Durchmesser etwa 4 cm, von Ingo Seidel persönlich ausgesucht :spze: ) in das Becken gebracht, die praktisch auch sofort von den adulten L134 besetzt wurden. Da der ganze Raum der Aquarienanlage nur insgesamt durch 5 Neonröhren beleuchtet wird, ist es eher dunkel in dem Becken mit den L134. Ja und damit ist auch schon alles gesagt zu dem Becken. Gefüttert wird praktisch nur mit diversem Frostfutter, vornehmlich roten Mückenlarven.

Am 22.11.03 (t=0) wurde erstmals eine einzelne, unpigmentierte Larve mit großem gelben Dottersack gesichtet.

t=7 Tage: Insgesamt wurden 5 Larven gesichtet. Der Dottersack war schon deutlich geschrumpft und die inzwischen gut pigmentierten Larven hatte eine Größe von knapp 15 mm (TL=TotalLänge). Eine der Larven fing ich heraus und gab sie in ein separates Aufzuchtbecken (knapp 10 l, starke Filterung, fast reines Regenwasser, pH 6,0, Leitfähigkeit rund 140 µS/cm, Temperatur 24 °C, mit Buchenblättern und Morkienholz).

t=10 Tage: Der Dottersack ist praktisch aufgebraucht, immer noch werden in der Regel nur 2 Larven zumeist an einer Scheibe und direkt in der Nähe der Wasseroberfläche gesehen.

t=13 Tage: Da ich auch zu diesem Zeitpunkt immer nur die zwei jungen L134 sah, inzwischen gänzlich ohne Dottersack, gut pigmentiert und mit einer TL von etwa 15-18 mm, beschloß ich nun die Höhlen zu kontrollieren. Und genau in der Höhle, in der ein nach wie vor sporadisch fächelndes Männchen saß, konnte ich am Grunde in ein Gewusel von kleinen Welslein hinein sehen. Ich schätze mal, daß der Wurf so aus insgesamt 15-20 kleine Welslein besteht. Verwunderlich fand ich allerdings, daß die Zahl der kleinen außerhalb der Höhle auch wieder abnehmen kann (wenn ich unterstelle, daß keiner gestorben ist), was ja bedeuten kann, die Tiere sind in die väterliche Höhle zurück geschwommen oder, was natürlich auch möglich ist, die verstecken sich irgendwo im Becken und nicht wie sonst die anderen und wie immer beschrieben wird, nahe der Oberfläche an einer der Aquarienscheiben. Habe die Höhle dann samt der Welslein (nur zwei haben sie freiwillig verlassen, beide kamen zu dem einzelnen im Aufzuchtbecken, so daß jetzt 3 zur Kontrolle im separaten Aufzuchtbecken sind) wieder an ihre alte Stelle gebracht. Das Männchen schwamm direkt wieder hinein. Im Aufzuchtbecken begann ich jetzt mit gefrorenen Daphnien zu füttern, die anscheinend auch gut gefressen wurden, da am nächsten Morgen keine mehr gesichtet wurden, dafür aber frischer Kot.

t=20 Tage: Nachdem die letzten 2 Wochen immer maximal 2 Larven/Juvenile an der Rückwand in der Nähe der Wasseroberfläche gesichtet worden waren, konnte jetzt erstmals ein weiterer junger L134 gesehen werden, dessen Größe ebenfalls etwa 18 mm TL betrug.

t=21 Tage: Nun sind weitere Jungwelse außerhalb der Höhle zu sehen.

t=22 Tage: Insgesamt wurden heute 17 junge L134 außerhalb der Höhle gesichtet (plus die 3 im Aufzuchtbecken, Gesamtwurf also mindestens 20 Tiere). Fast alle hielten sich an den Scheiben in direkter Nähe zur Wasseroberfläche auf. Gefüttert wurde jetzt auch im großen Becken mit einer kleinen, zusätzlichen Portion von gefrorenen Daphnien, neben den üblichen roten Mückenlarven. Ach ja, sie sehen schon genauso wie ihre Eltern aus und haben eine Größe von rund 20 mm TL.

t=28 Tage: Die Oberflächen Orientierung der Welse hat sehr stark abgenommen. Sie wuseln jetzt im ganzen Aquarium hin und her und sind die ganze Zeit aktiv (bei der Nahrungsaufnahme ?).

Zwei aus meiner Sicht wichtige Anmerkungen zu diesen Beobachtungen.
Verwunderlich fand ich, daß die Zahl der kleinen außerhalb der Höhle auch wieder abnehmen kann (wenn ich unterstelle, daß keiner gestorben ist), was ja bedeuten kann, die Tiere sind in die väterliche Höhle zurück geschwommen oder, was natürlich auch möglich ist, die verstecken sich irgendwo im Becken und nicht wie sonst die anderen und wie immer beschrieben wird, nahe der Oberfläche an einer Aquarienscheibe. Des weiteren scheint es in einem Artbecken nicht notwendig zu sein, die jungen aus der väterlichen Höhle „herauszuschütteln“. Sie wuchsen in der Höhle genauso schnell oder langsam, wie die außerhalb oder die im Aufzuchtbecken. Bemerkenswert dabei ist aber die Frage, wie diese jungen Welse sich in der Phase ernähren, in der der Dottersack zwar aufgebraucht war, sie aber die Höhle noch nicht endgültig verlassen hatten, immerhin mindestens 12 Tage. Hier bieten sich zwei Möglichkeiten an: einerseits könnten die jungen Welslein jede Nacht die Höhle des Vaters zum Fressen verlassen haben und morgens wieder hinein geschwommen sein. Andererseits ist auch denkbar , und diese Antwort präferiere ich, daß der Vater mit seinem Fächeln nicht nur für den nötigen Wasseraustausch sorgt, sondern gleichzeitig auch Futter für seinen Nachwuchs in die Höhle transportiert. Dies würde bedeuten, daß die verlängerte Brutpflegephase in der Entwicklung der jungen L134 von größerer Bedeutung ist, als bisher allgemein angenommen. Ähnlich wie bei anderen Zierfischarten (z.B. Skalaren, Diskus, Schmetterlingsbuntbarschen) wäre demnach ein prägender Einfluß der verlängerten Brutpflegephase nicht auszuschließen, weshalb man anstreben sollte, die jungen Welse nicht aus der väterlichen Höhle „herauszuschütteln“, sondern sie dort zu belassen, damit dieses anscheinend nicht unwichtige Verhalten gelernt werden kann.

© Jost Borcherding

GLGL
21.12.2003, 22:13
Hallo Jost,

bitte eine Frage, da ich an einem "ähnlichen Projekt" in Sachen Nachzucht L 134 arbeite und auch Regenwasser benutzen will:
Wie hast du das Regenwasser aufbereitet? Kohlefilterung? Oder gar nicht?



Glückwunsch noch zum Erfolg - schönes Weihnachtsgeschenk!

Gruß, GL

Jost
22.12.2003, 08:06
Hallo GL (was für ein Name :hmm: ),
überhaupt keine Aufbereitung und natürlich eiskalt.

Bis denne

GLGL
22.12.2003, 09:06
Hallo Jost,

wo wohnst du denn? Eher ländlich?
Ich bin aus dem Kölner Umland, es gibt Bayer Leverkusen in der Nähe und direkt im Ort eine Firma, die Glaswolle und anderes Dämmmaterial herstellt, mein Zoohändler meinte, besser über Kohle filtern. Beim gestrigen Wasserwechsel habe ich allerdings 20l (ebenfalls eiskaltes) Regenwasser, das sich schon in der Tonne angesammelt hatte, dazu gemischt.... ohne Vorbehandlung.

Woher kommt denn dein Regenwasser? Über's Hausdach?
Ich fange es derzeit am Gartenhäuschen ab.
Einfacher wäre bei mir das Hausdach, aber das ist aus Zink, und dazu hatte ich mal gepostet..... und danach erst mal davon Abstand genommen.... obwohl man glauben sollte, dass die Verweildauer des Regenwassers auf dem Dach zu kurz ist, um da was aufzunehmen....

P.S. Interessant, dass hier anscheinend viele "Probleme" ;) mit meinem "Namen" haben....
GL ist mein Namenskürzel, gleichzeitig auch unser Autokennzeichen (GL = Kreisstadt Bergisch Gladbach im Rheinisch-Bergischen Kreis).
Also hab ich auf dem Auto: GL - GL ......

...und es gibt viele Leute, die mich "GL" nennen, und deshalb hab ich mich hier auch so angemeldet.....

Also, Gruß, der GL

Tapajos
22.12.2003, 21:27
Hallo Jost

Mich würde nun mal interessieren was Deine L 134 heute so machen. Nicht ohne Hintergedanken - natürlich. Ich habe erst drei und hätte gerne noch drei. Wenn Du also noch welche hast die Du los werden möchtest.... ich würde sie mir gerne mal ansehen.

Der Niederrhein ist ja nicht sehr weitläufig :angel:

Gruß Claus

Malle_Mumpitz
22.12.2003, 23:25
Hallo Jost,

schön dich auch hier zu sehen. Ich bin schon auf meinen nächsten Besuch gespannt wenn dann so viele freischwimmen.

Toi, toi, toi weiterhin.

Grüße

Frank

Jost
23.12.2003, 11:47
Hallo GL,


wo wohnst du denn? Eher ländlich?
Ich bin aus dem Kölner Umland, es gibt Bayer Leverkusen in der Nähe und direkt im Ort eine Firma, die Glaswolle und anderes Dämmmaterial herstellt, mein Zoohändler meinte, besser über Kohle filtern. Beim gestrigen Wasserwechsel habe ich allerdings 20l (ebenfalls eiskaltes) Regenwasser, das sich schon in der Tonne angesammelt hatte, dazu gemischt.... ohne Vorbehandlung.

Woher kommt denn dein Regenwasser? Über's Hausdach?
Ich fange es derzeit am Gartenhäuschen ab.
Einfacher wäre bei mir das Hausdach, aber das ist aus Zink, und dazu hatte ich mal gepostet..... und danach erst mal davon Abstand genommen.... obwohl man glauben sollte, dass die Verweildauer des Regenwassers auf dem Dach zu kurz ist, um da was aufzunehmen....


Ja ich wohne im ländlichen Raum, in Kalkar am Niederrhein. Bei mir kommt das Regenwasser übers Hausdach.

Bei den von Dir genannten Bedingungen wäre ich eher auch etwas vorsichtiger.


Hallo Claus,
[/QUOTE]
Mich würde nun mal interessieren was Deine L 134 heute so machen. Nicht ohne Hintergedanken - natürlich. Ich habe erst drei und hätte gerne noch drei. Wenn Du also noch welche hast die Du los werden möchtest.... ich würde sie mir gerne mal ansehen.
[QUOTE]

Naja, den meisten geht es sehr gut, hatte aber gestern doch erste Todesfälle deren Ursache mit nicht bekannt ist. Hab im Moment noch keine Idee was das gewesen sein könnte. Werde es aber im Auge behalten und mich wieder melden. Bezüglich Deiner Nachfrage, nun ja, ich möchte mir selbst erstmal einen vernünftigen Zuchtstamm aufbauen, und davon bin ich noch sehr weit entfernt, zumal die Kleinen ja auch nicht besonders schnell wachsen sollen.

Aber ich werde mich melden, wenn ich welche abzugeben habe.

Bis denne

Fischray
23.12.2003, 19:29
Hallo Jost

Ich habe gestern eine L-134 Höhle mit
42 Larven entnommen.
Habe aber beobachtet, dass die L-134 länger ihren
Dottersack behalten als L-46,L260 oder L-333.

Gruß Ralf

Walter
23.12.2003, 21:22
Gratulation,
42 Junge ist aber ein enorm gutes Ergebnis!

Jost
24.12.2003, 09:59
Hallo Ralf,
ich werde es hoffentlich demnächst genau wissen.
Vor zwei Tagen fand ich im Becken, außerhalb jeder Höhle, ein Eipaket mit 5 schon recht weit entwickelten Eiern. Habe sie in einen Aufzuchtkasten überführt und gestern am frühen abend sind sie geschlüpft. Jetzt kann ich die Entwicklung, hoffentlich, genau dokumentieren.

Bilder des Eipakets und einer Larve gibt es demnächst on-line.

Im übrigen, Glückwunsch zu Deinen Larven. Sind die Fische in einem Artbecken?
Dann denk mal über meine Anmerkungen zum Zuchtbericht nach.

Frohes Fest und

GLGL
14.04.2004, 09:12
Hallo Jost,

gibts eigentlich mal was neues zu berichten von den 134ern?!



Gruß, Georg