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Loricariidae Alle L-Welse mit und ohne Nummer von Acanthicus bis Zonancistrus

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Alt 02.11.2004, 23:08   #1
Cocker
Welspapa
 
Benutzerbild von Cocker
 
Registriert seit: 11.02.2004
Beiträge: 181
Hypancistrus sp. L333



Kurzbeschreibung der Haltungsbedingungen


Identifikation der Art erfolgte nach DATZ Sonderheft „L-Nummern“ so wie nach AQUALOG


Grundsatz
Um eine fundierte und allgemein gültige Haltungsrichtlinie aufzustellen, mangelt es momentan noch an grundlegenden Kenntnissen über das Verhalten der L333. Ich fasse hier lediglich meine eigenen Erfahrungen sowie die Rückschlüsse aus den bislang von mir dokumentierten Verhaltensweisen zusammen.


Beckengröße und Einrichtung
L333 ist ein hochinteressanter, größer werdender Hypancistrus aus dem Rio Xingu. Die Tiere führen ein zurückgezogenes Leben, was sie für ein herkömmliches Gesellschaftsbecken wohl wenig attraktiv macht. Zudem ist die Art bei weitem nicht so prestigeträchtig wie ein Hypancistrus zebra.
Die Tiere erreichen mit guten 18 cm (Weibchen WF) eine beeindruckende Größe, das Aquarium sollte daher entsprechend dimensioniert sein – ich sehe zur Langzeithaltung 120 Liter als unterstes Mindestmass an, eine artgerechte Gruppenhaltung vorausgesetzt! Für Zuchtansätze sind Becken ab 45 Litern ausreichend, 54 Liter können als optimal angesehen werden.
Die Einrichtung sollte den Tieren viele Rückzugsmöglichkeiten in Form von Wurzelaufbauten bis zur Wasseroberfläche und Röhrenverstecken bieten. Zusätzlich können Schieferplatten ins Aquarium eingebracht werden, um den Tieren zusätzlich Deckung zu bieten.
Der Bodengrund ist aus feinstem Sand zu wählen, da die Tiere diesen gerne durchsuchen und auch mit der Nahrung aufnehmen (Grund ungeklärt, ich vermute, dass dies mit der Verdauung zusammenhängt). Auch für die Kommunikation der Männchen untereinander ist der Sandboden von Bedeutung (siehe Verhalten).
Auf Pflanzen sollte man komplett verzichten, da diese bei der zu wählenden schwachen Beleuchtung eh keine Überlebenschance haben.
Beleuchten muss man das Becken nicht unbedingt. Meine Tiere erhalten eine Beleuchtungszeit von täglich 3 Stunden, den Rest des Tages steht nur das Raumlicht zur Verfügung.

Wasserwerte und Temperatur
Zur Haltung empfehle ich eine durchschnittliche Temperatur von 29 Grad. Für Zuchtversuche kann diese zeitweilig erhöht werden (max. 32). Auf eine ausreichende Sauerstoffversorgung ist dringend zu achten!
Das Wasser ist sehr weich und leicht sauer zu wählen, bei einem max. LW von 300 und einem durchschnittlichen pH-Wert von 6.8 Zur Nachzucht sind diese Werte dann entsprechend zu verändern (siehe auch Zuchtbericht).

Fütterung
Die Tiere ernähren sich von so ziemlich allem, was sie ergattern oder überwältigen können. Eine großzügig eingesetzte Turmdeckelpopulation hat sich in meinem 333er-Becken nicht halten können, gleiche schlechte Erfahrungen machte meine vorletzte Apfelschnecke.
Bevorzugt werden Garnelen und Tintenfisch gefressen, aber durchaus auch Weintrauben (steinlos) und Gurke.

Verhalten und Beifische
L333 sind, wie vermutlich alle Hypancistren, typische Koloniebewohner mit ausgeprägter artinterner Kommunikation. Ich konnte mittels entsprechender 24-h-Videoaufzeichnungen mittlerweile über 250 verschiedene Verhaltensweisen identifizieren, auch wenn die genaue Zuordnung nach andauern wird.
Die Tiere verständigen sich untereinander durch schlagen mit den Brust- und Bauchflossen, ähnlich dem befächeln der Gelege durch die Männchen.
Dominante Männchen besetzen als Revier nur einen sehr kleinen Raum welcher die bevorzugte Höhle und einen etwa 15-20cm großen Bereich direkt davor beinhaltet. Das Streifrevier der männlichen Tiere erstreckt sich in Gefangenschaft nur bis zum Futterplatz. Wird das Futter nicht kontinuierlich an der selben Stelle angeboten, wird das komplette Aquarium als Streifrevier benutzt. Bei der Nahrungsaufnahme frisst das dominante Männchen im Becken zu erst und zieht sich dann wieder in seine Höhle zurück bzw. begibt sich (meist mit vollem Maul...) an den Rand des Futterplatzes. Die übrigen Männchen gehen dann nach und nach an die Nahrung.
Die Rangordnung fechten die Männchen unblutig durch gegenseitiges Androhen aus, welches ich in einer späteren Veröffentlichung noch eingehend erläutern werde. Das schlagen mit gestellter Schwanzflosse und das gleichzeitige Aufwirbeln mehr oder weniger großer Sandmengen dient den „Höhlennachbarn“ offenbar zur mehrfach täglich wiederholten Festigung der Rangordnung, es macht fast den Anschein, als sollten die „Nachbarn“ an die Stellung des dominanten Tieres erinnert werden.
Die Tiere sind eigentlich tagaktiv und verbringen die Nacht an festen Schlafplätzen (Weibchen) bzw. in den Höhlen (Männchen). Hier scheint aber in Gefangenschaft die Beleuchtung der Becken eine große Rolle zu spielen, so konnte ich anhand eines Trupps von 5 Jungtieren, die in einem normal ausgeleuchteten 60er Becken untergebracht wurden (Komplettset mit einer Leuchtstoffröhre), dass die Tiere bei dieser intensiven Lichteinstrahlung erst nach dem Ausschalten der Beleuchtung aus Ihren Verstecken kamen. Interessant war, dass diese Jungtiere im Vergleich zu Ihren Wurfgeschwistern in den 4 Wochen der „Hell-Haltung“ nicht gewachsen sind und somit deutlich kleiner blieben als Ihre Geschwister.

Ich halte 333er für hochinteressante Fische, die im Gesellschaftsbecken untergehen. Eine Vergesellschaftung mit anderen bodenbewohnenden Arten (etwa Corydoras) kann ich nicht gut heißen, da dadurch die männlichen Tiere permanent innerhalb ihrer kleinen Reviere gestört werden und somit andauerndem Stress ausgesetzt sind. Wer sich nun gar nicht zu einem Artbecken durchringen kann, sollte als Beifische reine Oberflächenbewohner auswählen, die nicht bis in die mittleren und unteren Wasserregionen vordringen und mit den hohen Temperaturen zurecht kommen.


Anmerkungen
Meinen Beobachtungen nach die Hypancistrus-Art mit dem ausgeprägtesten Sozialverhalten, ein herrlicher Fisch für den Liebhaber! Leider wird die Art wohl sehr häufig in größeren Gesellschaftsbecken unter unzureichenden Bedingungen gehalten, so dass die interessanten Verhaltensweisen nicht zum tragen kommen.
Eine Einzelhaltung der Tiere halte ich für Tierquälerei! Als absolutes Minimum sehe ich 5 Tiere an, wobei eine Kolonie von 15-25 Tieren verschiedener Altersstufen sicherlich das Optimum darstellt, welches im Aquarium realisierbar ist.


Euer Cocker

p.s.: Wer Rechtschreibfehler findet, behalte diese bitte oder teile sie mir per PM aus, Danke :P
__________________
Liebe Gr
Cocker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2004, 06:48   #2
KaiS
Wäller Welspapa
 
Benutzerbild von KaiS
 
Registriert seit: 06.10.2004
Ort: 57627 Marzhausen
Beiträge: 444
Hallo Dietmar! :hi:

Wirklich toll beobachtet und beschrieben! :kltsch: :kltsch:

Besonders das du deine Tiere sogar mit Video überwachst, dürfte dir Erkenntnisse verschaffen, die sonst nur schwer zu beobachten sind!
Das mit den Schnecken finde ich aber komisch, bei mir werden die TDS und zwei Apfelschnecken nicht angerührt!
Dafür wird aber wirklich alles andere gefressen was man sich vorstellen kann!
Naja, andere Tiere, andere Geschmäcker! :tfl:

MFG Kai
__________________
Gruß Kai
KaiS ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2004, 14:43   #3
Alexander
Welspapa
 
Benutzerbild von Alexander
 
Registriert seit: 24.08.2003
Beiträge: 151
Wirklich interessant, ich glaub ich werde die Beleuchtung bei mir ganz abschalten :hmm:
Das mit den Schnecken kann ich nur teilweise bestätigen,als ich mal 3
Tage nicht gefüttert habe, hat mein Männchen die großen Quellblasenschnecken verdrückt und ich fand am nächsten Tag nur noch einige lehre Häuser.
Aber bei normaler Fütterung werden sie nicht angeführt(zumindest bei mir nicht)
__________________
MFG Alexander


Meine kleine Aquariumwebsite
Alexander ist offline   Mit Zitat antworten
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