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Alt 29.06.2003, 12:36   #9
lfan
Jungwels
 
Registriert seit: 31.01.2003
Beiträge: 46
Hallo Ihr Lieben :hi: ,

habe Eure Diskussion interessiert verfolgt und möchte mich
nun auch einmal zu Wort melden.
Leider ist der Beitrag etwas lang geraten....

Der Einsatz von Medikamenten ist m. E. durchaus sinnvoll
wenn eine vorhergehende Diagnose durchgeführt wurde.
Im Zweifelsfall müsste hierfür ein Tier für eine
mikroskopische Untersuchung ´geopfert´ werden.

Manche Erreger, wie z.B. Darmflagellaten, können sich
nur kurzfristig im Wels aufhalten. Offenbar kommen diese
mit den dort vorhandenen Bedingungen nicht klar.
Bei mir hatten sich vor einiger Zeit die Welse Flagellaten
von Discusfischen ´eingefangen´.
Nach einem halben Jahr Hälterung ohne Beifische waren
diese dann nicht mehr nachzuweisen.

Einige der bekannten Krankheiten wie z.B. Ichtio können
bei artgerechter Haltung der L-Welse (Temperaturen über
28 Grad) gar nicht auftreten.

Damit reduziert sich das Thema Erreger lediglich auf
bakterielle Infektionen und Würmer.

Das Problem der bakteriellen Infektionen tritt meistens
kurz nach dem Erwerb der Tiere auf (schwarze Bäuche).
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade junge Tiere
sehr empfindlich auf unterschiedliche Bakterienmillieus
reagieren. Vor einiger Zeit, als ich meine Becken noch mit
Einzelfilterung betrieb, musste ich einige Verluste bei jungen
Welsen durch das Umsetzen in ein neues Becken hinnehmen.
Auch beim Import der Tiere sind bei bekannten Grosshändlern
die Tiere Verluste nach dem Einsetzen aufgetreten.
Seit meine Anlage über Zentralfilter läuft, d.h. in allen Becken
herschen die gleichen Bedingungen, kann ich die Tiere ohne
Ausfälle nach Belieben hin- und hersetzen.
Bei Neuerwerb und Import der Welse habe ich gute Erfahrungen
damit gemacht, dass die Tiere zunächst in ein noch nicht eingefahrenes Becken (Frischwasser, maximal 2 Tage gelaufen)
eingesetzt wurden. Bei Importen wurde zudem mit ´Aquafuran´
prophylaktisch ein Antibiotikum zugesetzt.
Diese Massnahme erfordert dann allerdings tägliche Wasserwechsel
da natürlich noch keine biologische Filterung vorhanden ist und somit die Gefahr einer Vergiftung durch erhöhte Nitritkonzentration entsteht.
Ausfälle durch bakterielle Infektionen konnte ich so immer vermeiden.

Zum Befall der Tiere mit Würmern kann ich folgendes sagen:

Hier gilt es zunächst die Infektionswege auszuschalten.
Eine Übertragung durch Beifische (z.B. Discusfische oder andere Cichliden) ist hier nicht selten. Dies gilt vor allem für Kiemenwürmer.
Noch häufiger ist hier jedoch die Infektion über das Futter!!!
Unsere Lieben werden gerne mit Kleinkrebsen wie Cyclops, Wasserflöhen, Bosmiden, etc. und auch Mückenlarven gefüttert.
Die gesamte aus dem Süsswasser stammende Frostfutterpalette kann hier als Infektionsherd angesehen werden da nach meiner Erfahrung viele Wurmeier die Prozedur des Einfrierens überstehen.
Dies sind vor allem Bandwürmer und Capillaria.
In unseren Welsen entwickelt sich der Bandwurm zwar nur bis zum
Finnenstadium, kann aber bei Jungtieren durchaus für gravierende Schäden sorgen.
Ich schliesse diesen Infektionsweg dadurch aus indem ich das Futter nach dem Auftauen in der Mikrowelle erhitze (das Eiweiss sollte hierbei gerinnen). Danach ist das Verfüttern unproblematisch. Diese Methode hat sich bei mir seit Jahren bewährt.
Mit Mückenlarven ist das jedoch nicht möglich. Ich verfüttere diese
auch nur äusserst selten und verwende dann eine rote Mückenlarve vom Hersteller Ruto, die in Treibhäusern gezüchtet wird und im Hinblick auf potentielle Erreger sauber ist.
Durch die o.g. Beobachtungen und Erfahrungen möchte ich behaupten, dass die meisten Aquarienfische, die mit den genannten Frostfuttersorten unbehandelt versorgt werden auch über einen entsprechenden Parasitenbefall verfügen.
Ich habe damals mit positivem Ergebnis eine Behandlung mit Flubenol 5% durchgeführt und zwar als Langzeit-Therapie über 12 Wochen um der unterschiedlichen Generationsdauer der einzelnen Wurmarten Rechnung zu tragen.
Die Welse vertrugen das Medikament erstaunlicherweise sehr gut.
Bei den meisten anderen Präparaten wie z.B. Praziquantel reagieren die Tiere höchst allergisch und das Ausfallrisiko ist hier entsprechend hoch.
Nach Abschluss einer solchen Behandlung halte ich eine mikroskopische Nachuntersuchung über den Erfolg der Therapie für unbedingt notwendig um das Überleben möglicher nun resistenter Parasitenstämme auszuschliessen.

So, nun genug der vielen Worte.

Grüsse an alle
Uwe (lfan) :med:
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